Muttermilch: Zusammensetzung & Inhaltsstoffe
Ein einziger Tropfen Muttermilch enthält viele lebende Zellen, zahlreiche wichtige Vitamine, Mineralstoffe und natürlich die wichtigen Makronährstoffe. Fette, Proteine und Kohlenhydrate stellen sicher, dass Ihr Baby optimal versorgt wird. Dafür passt sich die Muttermilch auch immer individuell in der Zusammensetzung an die Bedürfnisse des Säuglings an. Weil Muttermilch in der komplexen Zusammensetzung ein echtes Wunder ist, erklären wir an dieser Stelle genauer, welche Inhaltsstoffe welche wichtige Aufgaben bei der Entwicklung Ihres Babys erfüllen.
Die Bestandteile der Muttermilch
Muttermilch ist für Babys die beste Ernährung. Sie wird in der Muttermilchersatzforschung als Goldstandard bezeichnet. Sie ist somit das Optimum, das – wenn es um Säuglingsmilchnahrung geht - möglichst gut nachgebildet werden soll, damit auch Babys die nicht gestillt werden, optimal ernährt werden.
Das stellt die Forschung allerdings vor eine große Hürde, denn Muttermilch enthält eine Vielzahl einzelner Bestandteile. Bei einigen ist die Wirkung klar und eindeutig erforscht. Essentielle Fettsäuren beispielsweise sind unverzichtbar für die Gehirnentwicklung. Einige andere Bestandteile werden intensiv untersucht, um das Wunder Muttermilch noch besser verstehen zu lernen.
Zu den Vorteilen des Stillens zählt damit auf jeden Fall die tagesaktuelle, immer individuelle Zusammensetzung der Muttermilch.
Inhaltsstoffe der Muttermilch
Die Hauptbestandteile der Muttermilch lassen sich grob in dieser Liste zusammenfassen.
- Proteine
Die Hauptproteine der Muttermilch sind das Molkenprotein und Casein. Proteine sind u.a. für den Aufbau von Muskeln und Knochen wichtig. - Kohlenhydrate
Einfache und komplexe Kohlenhydrate dienen als Energiequelle. Das Hauptkohlenhydrat der Muttermilch ist die Lactose, daneben gibt es noch unverdauliche Kohlenhydrate wie die Oligosaccharide. - Fette
Fette sind in der Muttermilch vielfältig enthalten und dienen vor allem dem Energiebedarf des Säuglings. Das Fettsäuremuster ist von Mutter zu Mutter unterschiedlich. Wichtig sind insbesondere langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie die Omega-3 Fettsäuren (z.B. ALA – alpha-Linolensäure), Es gibt aber natürlich noch mehr Fette in der Muttermilch wie z.B. die gesättigten Fettsäuren wie Palmitinsäure oder Ölsäure. Sie alle liefern Energie und sind existenziell wichtig für die Gehirn-, Muskel- und Organentwicklung. - Vitamine und Mineralstoffe
Diverse Vitamine der B-Gruppe wie B6 und B12, Folsäure und Biotin, das wichtige Vitamin A sowie weitere Vitamine, aber auch verschiedene Mineralien wie Kalzium, Natrium, Eisen, Zink oder Jod und Selen sind in der Muttermilch enthalten. - Lebende Zellen
Vor allem wichtige Zellen (wie z.B. Makrophagen und Leukozyten), die Krankheitserreger beim Säugling bekämpfen und somit das Immunsystem stärken. Außerdem vorhanden sind Lactoferrin und Oligosaccharide für einen starken Darm. - Wachstumsfaktoren
Kleine Helferlein, die aktiv zur Reifung der Darmschleimhaut beitragen, beispielsweise sogenannte Zytokine. - Enzyme
Die Enzyme in der Muttermilch helfen dabei Nahrungsbestandteile zu spalten und unterstützen dadurch die Verdauung des Säuglings.
Oligosaccharide und ihre Rolle im Darm
Humane-Milch-Oligosaccharide, kurz HMO, sind essenzielle Bestandteile der Muttermilch. Dabei ist die Zusammensetzung und Menge einzigartig für die Muttermilch (in dieser Form kommen sie in keiner anderen Säugetiermilch vor) und dazu noch ganz individuell für jede Mutter. HMO helfen dem noch unreifen Darm Ihres Lieblings, indem sie zur Besiedelung mit guten Bakterien beitragen. HMO dienen unter anderem als Nahrung für schützende Milchsäurekulturen. Diese Milchsäurekulturen stärken die Immunabwehr Ihres Kindes, tragen zu einer gesunden Verdauung bei und stellen sicher, dass Ihr Liebling alle wichtigen Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen und verarbeiten kann.
Zwei weitere Bestandteile der Muttermilch kennen Sie wahrscheinlich ebenfalls: Laktobazillen und Bifidobakterien. Sie besiedeln den Darm und sorgen für eine optimale Verdauung.
Ideal für einen gesunden Darm ist die Mischung aus Präbiotika und Probiotika:
- Probiotika sind gute Milchsäurekulturen, die sich in Babys Darm ansiedeln und wie Schutzwächter unerwünschte Keime verdrängen.
- Präbiotika regen das Wachstum von Probiotika im Darm an und beeinflussen die Darmflora positiv.
Langkettige Fettsäuren
Langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren (LCP) (Omega3 & 6) haben eine wichtige Funktion für die Entwicklung von Gehirn, Nervensystem und Sehvermögen. Die wichtigsten unter ihnen sind Arachidonsäure (AA) oder Docosahexaensäure (DHA)
Eine hohe Konzentration dieser Fettsäuren befindet sich vor allem im Gehirn des Säuglings. Gerade in den ersten Lebensmonaten (sowie auch im letzten Schwangerschaftsdrittel) wächst Babys Gehirn sehr stark, daher ist hier eine ausreichende Zufuhr sehr wichtig.
Vitamine und Mineralstoffe in der Muttermilch
Grundsätzlich enthält Muttermilch alle wichtigen Mineral-, Spurenelemente sowie Vitamine, die Ihr Baby in der Stillzeit benötigt. Hierzu ist eine ausgewogene und gesunde Ernährung wichtig. Bei langjährig vegan oder vegetarisch lebenden Mamas kann sich unter Umständen der Vitamin B12-Speicher leeren, sodass es der Muttermilch an ausreichend Vitamin B12 mangeln kann. Bitte besprechen Sie mit Ihrer behandelnden Ärztin über eine angemessene Supplementierung für sich selbst. Sind Ihre Speicher aufgefüllt, ist entsprechend auch der Vitamin B12-Gehalt in der Muttermilch ausreichend.
Zusätzlich empfehlen Fachgesellschaften zur Kindergesundheit dem Säugling Vitamin D3 sowie Vitamin K zu verabreichen. Über beides informiert Sie Ihre Kinderarztpraxis. Auch die ergänzende Gabe von Fluorid wird empfohlen.
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Muttermilch-Zusammensetzung – variabel und individuell
Sie werden es – wenn Sie gelegentlich oder häufiger Muttermilch abpumpen – vielleicht schon bemerkt haben, Muttermilch scheint mal flüssiger, mal fetthaltiger zu sein. Die Farbe kann von kräftigem Gelb zu nahezu durchscheinend variieren.
Oft lassen sich diese unterschiedlichen Ausprägungen auf verschiedene Stadien der Muttermilchbildung zurückführen. Auch Krankheiten beim Baby führen zu verschiedenen Muttermilch-Farbtönen.
Kolostrum | Übergangsmilch | Reife Frauenmilch | ||
Zeitrahmen | Geburt – 3. Lebenstag | 3. bis 14. Lebenstag | ab dem 14. Lebenstag | nach dem 1. Geburtstag |
Inhaltsstoffe | Höherer Eiweißgehalt, niedriger Gehalt an Fett und Kohlenhydraten; Reich an Vitamin K, Vitamin A, Mineralien & Abwehrstoffen | Fett- und Kohlenhydratanteil steigt an, Eiweißgehalt sinkt leicht ab | Makronährstoffe: niedrigerer Eiweiß- und höherer Kohlenhydrat- und Fettgehalt | Fettgehalt erhöht; Menge an Abwehrstoffen steigt an |
Kalorien | circa 54 kcal/100 ml | circa 50 - 73 Kalorien/100 Gramm | Im Mittel 66 kcal/100 ml (laut EFSA) | circa 66 bis 120 Kalorien/100 Gramm im Mittel 70 Kalorien/100 Gramm |
Trinkmenge pro Tag | gering | steigt kontinuierlich an auf ca. 1/6 des Körpergewichts ab der 2. Lebenswoche | Circa 500 bis 1.000ml | variiert, abhängig vom Kleinkind und der Stillhäufigkeit |
Der Übergang von Kolostrum zur Übergangsmilch beim Milcheinschuss und von dort aus zur reifen Muttermilch erfolgt fließend. Zusätzlich schwanken die Bestandteile auch von Mahlzeit zu Mahlzeit etwas, abhängig vom jeweiligen Bedarf Ihres Kindes.
Nach dem ersten Geburtstag bleibt Muttermilch weiterhin wertvoll und versorgt Ihr Kleinkind wie schon zuvor mit vielen wichtigen Makro- und Mikro- Nährstoffen und lebenden Zellen zur Immunstärkung.
Gut zu wissen: Muttermilch für Jungs enthält circa 25 Prozent mehr Fett, das haben Wissenschaftler in den USA herausgefunden. Über die Gründe der unterschiedlichen Fett- und damit Kalorienverteilung wird noch geforscht. Teil des Erklärungsansatz sind evolutionsbiologische Gründe, teils wird auch vermutet, dass Babyjungen insgesamt häufiger und vor allem schneller angelegt werden.