Schwangerschaftsdiabetes: Gesund schwanger trotz Zuckerkrankheit

Durchschnittlich 20 Prozent aller Schwangeren sind betroffen: Schwangerschaftsdiabetes tritt häufiger auf, als viele es annehmen. Anders als ein Diabetes Mellitus, ist der Schwangerschaftsdiabetes bei vielen Frauen nur ein vorübergehender Zustand. Dennoch sollten Schwangere achtsam mit der Zuckerkrankheit umgehen. Bei sorgloser Behandlung kann Schwangerschaftsdiabetes ernste Folgen für Mutter und Kind nach sich ziehen.

Was ist Schwangerschaftsdiabetes?

Schwangerschaftsdiabetes wird oft auch Gestationsdiabetes oder Typ-4-Diabetes genannt. Fachleute verstehen darunter eine Form der Zuckerkrankheit, die erstmals und nur in der Schwangerschaft auftritt. Genau hier liegt der Unterschied zu einem Diabetes Typ 1 oder einem Diabetes Mellitus (Typ 2): Nach der Geburt des Babys „verschwindet“ der Schwangerschaftsdiabetes.

Der Schwangerschaftsdiabetes zeichnet sich dadurch aus, dass die Körperzellen der Schwangeren den in Lebensmitteln enthaltenen Zucker schlechter aufnehmen können und dadurch der Blutzuckerspiegel länger erhöht bleibt. Es besteht eine verringerte Sensitivität gegenüber dem körpereigenen Insulin, das normalerweise den Blutzuckerspiegel senkt.

So können Sie Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen!

Es gibt einfache Wege, der Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes vorzubeugen. Dabei gilt vor allem:

  • Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährungsweise.
  • Konsumieren Sie Süßigkeiten sowie süße Getränke wie Limonade oder Fruchtsäfte nur in geringem Maße.
  • Bewegen Sie sich ausreichend.
  • Behalten Sie bei starkem Übergewicht die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft gut im Auge.
  • Der Ernährungskreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ist ein hilfreicher Ansatzpunkt für eine vollwertige Ernährung.

Auf die richtige Ernährung kommt es an! 

Vor allem für Frauen, die von mehreren Risikofaktoren betroffen sind, kann es sinnvoll sein, in einer Ernährungsberatung die eigene Ernährungsweise auf den Prüfstand zu stellen. 

Eine Ernährungsumstellung, die darauf abzielt, den Nüchternblutzucker zu senken, ist nicht nur eine effektive Behandlungsweise von Schwangerschaftsdiabetes, sondern kann auch der Entstehung der Zuckerkrankheit vorbeugen.

Verschiedene Maßnahmen können dazu beitragen, die Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes zu verhindern:

  • Verzichten Sie auf Weißmehlprodukte und andere Lebensmittel, die über sogenannte „Einfachzucker“ oder „kurzkettige“ Kohlenhydrate verfügen. Diese lassen den Blutzuckerspiegel schneller in die Höhe schießen.
  • Greifen Sie zu Vollkornprodukten. Auch diese enthalten zwar Kohlenhydrate, aber in komplexerer Form. Deshalb benötigt der Körper länger, um diese aufzuspalten und dem Stoffwechsel zur Verfügung zu stellen. Als Folge davon steigt der Blutzucker langsamer und gleichmäßiger an.
  • Genießen Sie Kohlenhydrat-lastige Lebensmittel immer nur als Beilage und füllen Sie Ihren Teller vor allem mit Gemüse und Salat.
  • Kombinieren Sie Kohlenhydrate bzw. Fruchtzucker mit Eiweiß. So werden die Kohlenhydrate langsamer verstoffwechselt. Das lässt sich im Alltag ganz einfach umsetzen: Wer gern ein süßes Frühstück hat, kann eine Scheibe Vollkornbrot mit Quark oder Frischkäse statt mit Butter bestreichen und um etwas Marmelade ergänzen.
  • Nehmen Sie lieber fünf bis sechs kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich statt drei große. So vermeiden Sie Blutzuckerspitzen.

Achten Sie darauf, ausreichend zu trinken, denn auch die Flüssigkeitszufuhr wirkt sich auf den Stoffwechsel aus. Schwangere sollten 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag zu sich nehmen.

Bewegung gegen Schwangerschaftsdiabetes

Nicht nur über die Ernährung können Sie die Gesundheit Ihres Stoffwechsels beeinflussen. Auch Bewegung ist ein wichtiger Präventionsbaustein, um eine Zuckerkrankheit in der Schwangerschaft zu verhindern.

Bauen Sie Bewegung in Ihren Alltag ein! Nehmen Sie die Treppen anstatt des Fahrstuhls oder parken Sie so weit wie möglich vom Eingang des Gebäudes entfernt. Durch zusätzliche Alltagsbewegung helfen Sie Ihrem Stoffwechsel, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, weil die Energie, also der sich im Blut befindende Zucker, direkt verbraucht wird. Auch ein Spaziergang im Anschluss an eine Mahlzeit ist ein hilfreiches Mittel, um einen raschen Anstieg des Blutzuckerspiegels zu verhindern.

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Wie entsteht Schwangerschaftsdiabetes?

Wie genau Schwangerschaftsdiabetes entsteht, können Fachleute nicht mit Bestimmtheit sagen. Deshalb gehen sie davon aus, dass die Gründe für die Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes den Gründen einer Erkrankung an Diabetes Mellitus ähneln.

Allerdings ist Fachleuten aufgefallen, dass viele betroffene Frauen bereits vor ihrer Schwangerschaft eine Insulinresistenz hatten. Das bedeutet, dass ihr Körper weniger stark auf das körpereigene Insulin reagiert, weshalb sie unter einem länger erhöhten Blutzucker leiden. Normalerweise würde das Insulin dafür sorgen, dass der Blutzuckerspiegel sinkt. Bei einer Insulinresistenz bleibt dieser Effekt aus.

Die mangelnde Sensitivität für Insulin verstärkt sich durch die Schwangerschaft, denn ab circa der 20. SSW sinkt die Sensitivität für Insulin der Körperzellen durch die schwangerschaftsbedingte Hormonveränderung. An sich ist diese Veränderung ein kluger Schachzug des Körpers: So wird sichergestellt, dass der Fötus während des Wachstums mit genug Energie versorgt wird. An sich stellt diese Veränderung auch keine Schwierigkeit dar, weil Schwangere normalerweise trotzdem genug Insulin produzieren, um den Blutzuckerspiegel insgesamt auf ein normales Maß zu senken. Doch bei Schwangeren mit Schwangerschaftsdiabetes reicht die Insulinproduktion nicht aus – der Blutzuckerspiegel bleibt latent hoch.

Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes

Die Risikofaktoren für die Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes sind recht breit gefächert:

  • Übergewicht, vor allem Adipositas, gilt als Risikofaktor für eine mögliche Zuckerkrankheit in der Schwangerschaft. Das liegt vor allem daran, dass die Fettzellen im Bauchfett oft Botenstoffe aussenden, die eine Insulinresistenz begünstigen können. Als Folge reagieren die Körperzellen nur noch schwach auf das körpereigene Hormon und nehmen Zucker aus Lebensmitteln langsamer auf.
  • Auch Vorerkrankungen in der Familie spielen bei der Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes eine Rolle. Oft sind besonders Frauen betroffen, deren Verwandte I. Grades an Diabetes Mellitus erkrankt sind. Deshalb schließen Fachleute Vererbung als Risikofaktor für Zuckerkrankheiten nicht aus.
  • Bereits bestehende Erkrankungen mit dazugehöriger Insulinresistenz, wie das PCO-Syndrom, gelten ebenfalls als möglicher Auslöser für Schwangerschaftsdiabetes.
  • In der Fachliteratur wird auch ein höheres Alter der Schwangeren als Risikofaktor angeführt.
  • Frauen, die in vorherigen Schwangerschaft bereits Schwangerschaftsdiabetes hatten, sind gefährdeter dafür, wieder von der Zuckerkrankheit betroffen zu sein. Das Risiko ist hierbei zwischen 30 bis 70 Prozent erhöht.
  • Lag das Geburtsgewicht vorheriger Kinder über 4.500 Gramm, wird dies ebenfalls als Risikofaktor für die Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes gewertet. Das gleiche gilt, wenn vorher geborene Kinder mit Fehlbildungen zur Welt gekommen sind.
  • Wiederholte Fehl- oder Frühgeburten sind in der Fachliteratur ebenfalls als Risikofaktor aufgeführt.
  • Ebenso können Medikamente, die einen negativen Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel haben, die Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes begünstigen. Dazu gehören beispielsweise Blutdrucksenker, Kortison oder auch einige Antidepressiva.

Symptome von Schwangerschaftsdiabetes: Gewissheit bringt der Zuckertest!

Tatsächlich sind die Symptome für Schwangerschaftsdiabetes oft ein wenig unspezifisch. Der Katalog an Anzeichen, der für Diabetes Mellitus gilt, ist in der Schwangerschaft wenig aussagekräftig. Symptome wie häufiges Wasserlassen, großer Durst oder starke Müdigkeit  gelten als klassische Schwangerschaftsanzeichen. Diese Symptome deuten also nicht unmittelbar auf einen Schwangerschaftsdiabetes hin.

Aus diesem Grund wird bei Schwangeren standardmäßig zwischen der 24. SSW und der 28. Schwangerschaftswoche der orale Glukosetoleranztest oGTT, umgangssprachlich auch Zuckertest, durchgeführt. So können Fachleute sicher nachweisen, ob sich die Insulinsensitivität im für die Schwangerschaft normalen Rahmen bewegt oder ob ein Schwangerschaftsdiabetes vorliegt.

Diese Symptome hat Schwangerschaftsdiabetes

Auch wenn der Symptomkatalog für Schwangerschaftsdiabetes nicht den Anzeichen von Diabetes Typ 2 gleicht, gibt es einige Hinweise, die Ihre Hebamme oder das gynäkologische Fachpersonal dazu verleiten können, näher nachzuforschen:

  • Sie leiden häufig unter Harnwegsinfekten oder vaginalen Entzündungen. Hierfür ist vor allem der Zucker verantwortlich, der über den Urin ausgeschieden wird und Bakterien sowie Pilzen einen fruchtbaren Boden bietet.
  • Im Ultraschall ist eine erhöhte Fruchtwassermenge zu sehen.
  • Sie leiden unter Bluthochdruck, der vor der Schwangerschaft nicht bestand.
  • Der Fötus nimmt sehr schnell zu oder wächst überdurchschnittlich schnell. Grund hierfür kann Ihr erhöhter Blutzuckerspiegel sein. Die große Menge an verfügbarer Energie steht dem Stoffwechsel Ihres Babys unmittelbar zur Verfügung.

Sollten diese Symptome vor oder nach dem regulären Testzeitraum auftreten, wird der orale Glukosetoleranztest auch jenseits der 24. Bis 28. SSW durchgeführt.

So funktioniert der Zuckertest auf Schwangerschaftsdiabetes

Bei bestehenden Risikofaktoren wird der erste Glukosetoleranztest oft schon im ersten Trimester durchgeführt. Kann kein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt werden, wird der Test zum regulären Zeitraum noch einmal durchgeführt. Bei erneut negativem Ergebnis kann ein dritter Test zwischen der SSW 32 und SSW 34 durchgeführt werden. Unabhängig vom Zeitraum ist die Durchführung immer gleich.

Der 50-g-oGTT

Der erste Glukosetoleranztest (umgangssprachlich „kleiner Zuckertest“) gilt als sogenannter Vortest:

  1. Sie bekommen eine Lösung aus Wasser und 50 Gramm Glukose zu trinken.
  2. Eine Stunde später wird Blut abgenommen und der Blutzuckerspiegel bestimmt.
  3. Bei einem Ergebnis von weniger als 7,5 mmol/l bzw. 135 mg/dl gilt der Test als unauffällig und die Diagnostik wird beendet. Es liegt kein Schwangerschaftsdiabetes vor.

Liegt der Blutzuckerspiegel über den genannten Grenzwerten, wird ein Folgetermin vereinbart.

Der 75-g-oGTT

Zum sogenannten „großen Zuckertest“ müssen Sie als Schwangere nüchtern erscheinen. Dann erfolgt die Diagnostik folgendermaßen:

  1. Zunächst wird Blut abgenommen und der „Nüchternblutzucker“ bestimmt.
  2. Anschließend bekommen Sie eine Lösung aus Wasser und 75 Gramm Glukose zu trinken.
  3. Nun folgen zwei Blutentnahmen: eine nach einer Stunde und eine weitere nach zwei Stunden.
  4. Alle drei erhobenen Blutzuckerwerte werden begutachtet. Ein Schwangerschaftsdiabetes wird dann festgestellt, wenn einer der drei Werte festgelegte Grenzwerte überschreitet.
Die Grenzwerte für die einzelnen Blutzuckerwerte:
Blutzuckerwert Grenzwert
Nüchternblutzucker < 5,1 mmol/l (92 mg/dl)
1-Stunde-Blutzucker < 10,0 mmol/l (180 mg/dl)
2-Stunden-Blutzucker < 8,5 mmol/l (153 mg/dl)

Beide Tests werden im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge von der Krankenkasse bezahlt.

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So wirkt sich Schwangerschaftsdiabetes auf Mutter und Baby aus 

Für Mutter und Kind hat Schwangerschaftsdiabetes mehrere mögliche Auswirkungen, weshalb die Zuckerkrankheit während der Schwangerschaft gut eingestellt und regelmäßig überprüft werden sollte.

Grundsätzlich dürfen Sie als Schwangere wissen: Die allermeisten Kinder kommen nach einer Schwangerschaft mit Schwangerschaftsdiabetes gesund zur Welt. Wichtig ist, dass die Zuckerkrankheit rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt wird. Dabei können Sie schon mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung und ausreichend Alltagsbewegung die Weichen dafür stellen, dass Ihr kleiner Schatz gesund zur Welt kommt.

Auswirkungen des Schwangerschaftsdiabetes bei der Mutter

Schwangere können folgende Komplikationen erleiden:

  • Schwangerschaftsdiabetes begünstigt Bluthochdruck.
  • Ebenso wird die Präeklampsie, die ihrerseits zum HELLP-Syndrom oder zur Eklampsie führen kann, durch Schwangerschaftsdiabetes wahrscheinlicher.
  • Harnwegsinfekte, wie Blasenentzündungen oder eine daraus entstehende Nierenbeckenentzündung, sind möglich.
  • Bei Schwangerschaftsdiabetes kann es zu gefährlichen Blutzuckerwerten kommen, die zu Flüssigkeitsmangel und damit komatösen Zuständen führen können.
  • Ein Schwangerschaftsdiabetes geht manchmal mit zu viel Fruchtwasser einher, sodass es zum verfrühten Blasensprung kommt.
  • Auch Früh- und Fehlgeburten sind mögliche Komplikationen.
  • Mehr als die Hälfte aller Schwangeren mit Schwangerschaftsdiabetes entwickelt zehn Jahre später einen dauerhaften Diabetes Mellitus.

Auswirkungen auf das Kind 

Auch die ungeborenen Kinder werden durch die Zuckerkrankheit in der Schwangerschaft beeinflusst:

  • Betroffene Kinder leiden oft unter Makrosomie, also überdurchschnittlicher Größe und einem Geburtsgewicht von mehr als 4.500 Gramm.
  • Durch die Makrosomie entstehen oft Geburtskomplikationen.
  • Ebenso leiden manche von Makrosomie betroffenen Kinder unter fehlender Lungenreife, Gerinnungsstörungen, Unterzuckerung nach der Geburt sowie Neugeborenengelbsucht.
  • Das Risiko der Kinder für einen Diabetes Mellitus ist ebenso erhöht.

Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes

Im Fall eines Schwangerschaftsdiabetes ist eine fachlich kompetente Ernährungsberatung mit Fokus auf Zuckerkrankheit in der Schwangerschaft immer sinnvoll. Unter Berücksichtigung Ihrer Ernährungsgewohnheiten, Ihres Tagesablaufs und Ihres Körpergewichts wird eine Ernährungsumstellung erarbeitet, die folgende Ziele verfolgt:

  • Der Blutzuckerspiegel soll auf einem gesunden Niveau stabilisiert werden, um Unterzuckerung zu vermeiden und gleichzeitig Auswirkungen des Schwangerschaftsdiabetes zu verhindern bzw. abzumildern.
  • Die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft soll auf ein angemessenes Maß beschränkt werden.
  • Es wird ein normales, angemessenes Wachstum des ungeborenen Kindes angestrebt.

Tipps für die Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes

Die Ernährung bei einer bestehenden Zuckerkrankheit in der Schwangerschaft sollte immer in Absprache mit Fachpersonal auf die jeweiligen, individuellen Bedingungen abgestimmt werden. Jedoch gibt es einige Leitlinien, die von den meisten Fachgesellschaften empfohlen werden und ähnlich den Tipps zur Vorbeugung Schwangerschaftsdiabetes abmildern können:

  • eine ungefähre Kalorienzufuhr von 1.800 kcal bis 2.400 kcal pro Tag (Der genaue Kalorienbedarf ist unter anderem abhängig vom Ausgangsgewicht und Aktivitätslevel)
  • fünf bis sieben kleine Mahlzeiten, die über den Tag verteilt werden
  • Vollkornprodukte statt Weißmehl
  • eine Verteilung der sogenannten Makronährstoffe nach folgendem Schema: 40 bis 50 Prozent Kohlenhydrate, 30 Prozent ungesättigte Fettsäuren und 20 bis 30 Prozent Proteine
  • eine Aufnahme von mindestens 30 Gramm Ballaststoffen pro Tag (bspw. aus Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten)
  • eine kleine Mahlzeit aus komplexen Kohlenhydraten am späten Abend, um nächtliche Unterzuckerung zu vermeiden

Es gilt aber auch bei Schwangerschaftsdiabetes: Schwangere sollten keine strenge Diät halten!

Schwangerschaftsdiabetes und Insulin

Sollte die Ernährungsumstellung nicht reichen, um die Blutzuckerwerte zu stabilisieren, kann eine intensivierte Insulintherapie nötig werden. Dabei müssen betroffene Schwangere abends oder morgens und abends Langzeitinsulin spritzen. Zusätzlich kann es nötig sein, vor den Mahlzeiten kurz wirksames Insulin zu spritzen, um hohe Spitzen in den Blutzuckerwerten abzufangen.

Die intensivierte Insulintherapie erfordert außerdem, dass mehrmals am Tag der Blutzuckerwert gemessen wird, um den Blutzuckerspiegel engmaschig zu kontrollieren. So kann auch die nötige Insulindosis berechnet werden.

Speziell dafür ausgebildete Ernährungsberaterinnen oder Ernährungsberater bieten Schulungen an, in denen Schwangere lernen, wie sie ihren Blutzucker richtig messen, wie die Insulindosis berechnet wird und wie sie die Spritzen setzen müssen. Außerdem lernen Schwangere in diesen Schulungen, Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Klären Sie vor solch einer Beratung mit Ihrer Krankenkasse, ob die Kosten übernommen werden. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Krankenkassen, abhängig vom Wohnort, die diabetologischen Beratungen für Schwangere in den Bereich der sogenannten IGeL-Leistungen überführt.

Zuckerkrank schwanger: Bestehender Diabetes und Schwangerschaft

Besteht schon vor der Schwangerschaft ein Diabetes Typ 1 oder ein Diabetes Mellitus, wird nicht von Schwangerschaftsdiabetes gesprochen. In manchen Fällen kann es auch vorkommen, dass es sich gar nicht um Schwangerschaftsdiabetes handelt, sondern um einen Diabetes Typ 1, der erst entdeckt wird, oder um einen spontan entstehenden Diabetes Mellitus.

Frauen mit Kinderwunsch, die bereits an Diabetes leiden, sollten die geplante Schwangerschaft unbedingt mit ihrem Diabetologen besprechen. Wichtig ist, dass der Blutzuckerspiegel gut eingestellt wird, also Ernährung und ggf. Insulindosen rechtzeitig an die neuen Umstände der Schwangerschaft angepasst werden.

Bei Schwangeren mit schon bestehendem Diabetes wird in der Regel der Blutzucker-Langzeitwert, auch HbA1c-Wert, alle vier bis sechs Wochen kontrolliert. Außerdem müssen Schwangere, die bislang Antidiabetika bekommen haben, oft auf Insulin umstellen. Das liegt vor allem daran, dass die klassischen Diabetes-Medikamente für Schwangere nicht zugelassen sind, weil es zu wenig wissenschaftliche Daten zu ihrer Wirkung auf den Fötus gibt.

Schwangere mit bestehendem Diabetes sollten ihren Blutzuckerspiegel besonders im Auge behalten. Dabei werden folgende Referenzwerte von deutschen Fachgesellschaften empfohlen:

Zeitpunkt Referenzwert
Vor dem Essen 65 – 95 mg/dl (3,6 – 5,3 mmol/l)
Eine Stunde nach dem Essen < 140 mg/dl (< 7,8 mmol/l)
Zwei Stunden nach dem Essen < 120 mg/dl (< 6,7 mmol/l)
Gegen 22/23 Uhr (vor dem Schlafengehen) 90 – 120 mg/dl (5,0 – 6,7 mmol/l)
Zwischen 2 und 4 Uhr nachts > 65 mg/dl (> 3,6 mmol/l)

Eine engmaschige Betreuung durch die diabetologische Fachpraxis ist in der Schwangerschaft bei bestehendem Diabetes essentiell.

Häufige Fragen zu Schwangerschaftsdiabetes

Wie schlimm ist Schwangerschaftsdiabetes für das Baby?

Durch Schwangerschaftsdiabetes kann das Geburtsgewicht Ihres Kindes enorm ansteigen. Das kann unter Umständen Komplikationen bei der Geburt nach sich ziehen. Ob die Größe und das Gewicht Ihres Babys der aktuellen Schwangerschaftswoche entsprechen, können Sie unter anderem in unserer Übersicht zu Größe und Gewicht von Babys nachvollziehen.

Welche Lebensmittel soll man bei Schwangerschaftsdiabetes meiden?

Bei der gesunden Ernährung in der Schwangerschaft sollten vor allem Weißmehlprodukte sowie stark zuckerhaltige Lebensmittel weitestgehend eingespart werden. Ersetzen Sie diese durch Vollkornprodukte. Diese belasten nicht nur den Blutzuckerspiegel geringer, sondern verfügen über mehr Ballaststoffe sowie wichtige B-Vitamine.

Was darf ich bei Schwangerschaftsdiabetes zum Frühstück essen?

Rezepte und Gerichte in der Schwangerschaft sollten für das Frühstück vor allem eine ausgewogene Kombination von Vollkornprodukten, Eiweißhaltigen Lebensmitteln sowie Obst und Gemüse vorsehen. Denkbar ist etwa ein Vollkornmüsli aus Haferflocken mit einigen Nüssen, das Sie in Magerquark rühren und mit leckerem Beerenobst toppen.

Welche möglichen Folgen hat unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes?

Ein unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes kann zu Fehl- und Frühgeburten sowie zu einer höheren Wahrscheinlichkeit führen, dass Ihr Kind selbst an Diabetes erkrankt. Vor allem im ersten Trimester kann Schwangerschaftsdiabetes die Entwicklung wichtiger Nervenbahnen sowie der Organe beeinträchtigen. Deshalb ist eine gesunde, ausgewogene Ernährungsweise umso wichtiger.

Hinweis:

Für eine bessere Lesbarkeit verwenden wir bei Personenbezeichnungen meist die männliche Form wie Kinderarzt, Frauenarzt. Wichtig: Wir bringen allen die gleiche Wertschätzung entgegen.

Autoreninfo:

Celsy Dehnert ist freiberufliche Journalistin und Autorin für Ratgebertexte. Als Mutter von zwei Kindern mit 18 Monaten Altersunterschied navigiert sie selbst durch die Abenteuer der Elternschaft. Um anderen Eltern und sich selbst die dringendsten Fragen zu beantworten, schreibt sie Ratgeber zu den Themen Familie, Schwangerschaft und Leben mit Kindern.