Kaffee und Koffein in der Schwangerschaft

Für viele Menschen ist Kaffee am Morgen der liebste Wachmacher. Wenn wir schlecht geschlafen haben oder Stress haben, erhoffen wir uns von den aromatischen Heißgetränken Unterstützung im Alltag. Doch in der Schwangerschaft ist Koffein nicht unumstritten. Durch die Verbindung des fetalen Blutkreislaufs per Nabelschnur gelangt das Koffein aus dem Blut der Mutter auch in den Organismus des Kindes. Hier entfaltet der Stoff dieselbe anregende Wirkung wie auch bei Ihnen. Wir haben die wichtigsten Fakten rund um Kaffee und Koffein in der Schwangerschaft für Sie zusammengestellt.

Wieviel Kaffee ist erlaubt – auf die Dosis kommt es an

Frauen sollten in der Schwangerschaft nicht mehr als 200 bis 300 Milligramm Koffein täglich zu sich nehmen. Das entspricht in etwa zwei Tassen mittelstarkem Filterkaffee pro Tag. Allerdings bezieht sich dieser Referenzwert nicht nur auf den getrunkenen Kaffee, sondern ebenso auf Tee sowie Koffein aus anderen Lebensmitteln. So enthalten manche Limonaden, aber auch Schokolade und Kakao gewisse Mengen an Koffein. Diese Lebensmittel müssen Sie bei der Berechnung der maximalen Menge an Koffein immer mitberücksichtigen.

Die Empfehlung von maximal 200 Milligramm Koffein in der Schwangerschaft stammt von der EFSA, der Europäischen Gesellschaft für Lebensmittelsicherheit. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) unterstützen diese Empfehlung in ihren Handlungsempfehlungen für eine gesunde Ernährung in der Schwangerschaft.

Auf Energy Drinks sollten Sie in der Schwangerschaft vollständig verzichten. Zum einen ist die enthaltene Menge an Koffein oft um einiges höher als empfohlen. Zum anderen sind die Auswirkungen anderer Inhaltsstoffe der Energy Drinks, wie z.B. die Zuckersäure Glucuronolacton oder auch Taurin, noch nicht abschließend geklärt.

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Koffeinhaltige Getränke und Lebensmittel

Damit Sie sich einen Überblick verschaffen können, bei welchen Getränken und Süßigkeiten Sie im Hinblick auf Koffein vorsichtig sein sollten, haben wir für Sie eine praktische Tabelle zusammengestellt. Beachten Sie jedoch: Der konkrete Koffeingehalt in Kaffee, Schokolade und Tee hängt stark von der Zubereitung ab. Die gewählte Sorte, die Röstung der Kaffeebohnen und die Ziehzeit des Tees beeinflussen die enthaltenen Mengen des Wachmachers maßgeblich.

Lebensmittel (Mengenangabe) enthaltenes Koffein (circa)
200 ml Filterkaffee 90 mg
60 ml Espresso 80 mg
200 ml Latte Macchiato 80 mg
150 ml Cappuccino 80 mg
200 ml Schwarztee 45 mg
200 ml Grüner Tee 30 mg
250 ml Cola 25 mg
200 ml Kakao-Getränk 8-35 mg
250 ml Energy Drink 80 mg
250 ml Maté 25-50 mg
330 ml Eistee 16-28 mg
100 g Vollmilchschokolade 3-35 mg
100 g Zartbitterschokolade 50-110 mg

Gerade bei Mischgetränken, wie Latte Macchiato oder Cappuccino, hängt die tatsächliche Menge an enthaltenem Koffein stark von der Zubereitung ab. Verwenden Sie weniger als 60 ml Espresso, sinkt der Koffeingehalt entsprechend.

Einige Getränke sind in der Schwangerschaft komplett tabu. Dazu zählt vor allem Alkohol, aber auch chininhaltige Getränke, Energy Drinks und Rohmilch sollten Sie in der Schwangerschaft besser meiden.

Ist Kaffee in der Schwangerschaft schädlich?

Gegen einen moderaten Konsum von Koffein in der Schwangerschaft spricht erst einmal nur wenig. Die empfohlene maximale Menge von 200 mg Koffein täglich gilt als unproblematisch. Nichtsdestotrotz hat das Koffein Auswirkungen auf das Kind, das Sie unter Ihrem Herzen tragen.

Etwa seit den 1980er Jahren wissen wir, dass sich Koffein in ähnlicher Weise auf den Fötus auswirkt wie auf die Mutter. Koffein gelangt über die Plazenta in den Blutkreislauf des Babys und entfaltet dort die gleiche muntermachende Wirkung wie bei uns. Dabei ist der Koffeingehalt im Blut des Babys etwa genauso hoch wie im Blut der Mutter.

Allerdings fehlt dem Ungeborenen das Enzym, das dem erwachsenen Organismus dabei hilft, das Koffein zu verstoffwechseln. In der Folge bleibt der Koffeingehalt im Blut des Fötus wesentlich länger erhöht – das Ungeborene wird unruhig. Vor allem gegen Ende des zweiten Trimesters, spätestens im dritten Trimester – wenn Schwangere die Kindsbewegungen stark spüren – können Sie sich selbst ein Bild davon machen, wie sich der Kaffee auf Ihr Baby auswirkt. Auch sein Herzschlag beschleunigt sich und das fetale Nervensystem wird angeregt. Wir kennen das von uns: Nach einigen Tassen Kaffee fühlen wir uns wie unter Strom, sind hellwach, angespannt oder sogar nervös. Der kindliche Organismus, der mit dem Koffein noch nicht umgehen kann, reagiert auf die Wirkung des Koffeins umso stärker.

Verschiedene Studien legen nahe, dass regelmäßiger Koffeinkonsum während der Schwangerschaft zu einer leichten Wachstumsverzögerung sowie zu einem geringeren Geburtsgewicht der Neugeborenen führen kann. Pro 100 mg konsumierten Koffein sank das Gewicht der Säuglinge bei der Geburt um circa 21 bis 28 Gramm unter das durchschnittliche Geburtsgewicht von 3.600 Gramm.

Bei reifen, durchschnittlich entwickelten und gesunden Neugeborenen ist die Reduktion des Geburtsgewichtes weniger problematisch. Aber gerade bei Kindern, die von sich aus bereits mit weniger Gewicht zur Welt kommen, aber auch bei Frühgeborenen, kann das verringerte Geburtsgewicht unter Umständen Folgekomplikationen nach sich ziehen. Erfahren Sie mehr über Größe und Gewicht Ihres Babys.

Auch bei Müttern macht sich der Konsum von Koffein durchaus bemerkbar. Die meisten Kaffeetrinkerinnen kennen das Phänomen, dass der Kaffee „treibt“ und sie häufig Wasserlassen müssen. In der Schwangerschaft kann dies zu einem raschen Flüssigkeitsverlust beitragen. Deshalb sollten Sie zu Ihrem Kaffee immer ein großes Glas Wasser trinken.

Manche Kaffeetrinkerin bemerkt einige Stunden nach der letzten Tasse Kaffee, dass sie unter Kopfschmerzen leidet. Auch im ersten Trimester, wenn Sie womöglich komplett auf Kaffee verzichten, können Kopfschmerzen als Nebenwirkungen des Koffeinentzugs auftreten.

Koffein und Nährstoffe während der Schwangerschaft

Schon im ersten Trimester ist der Nährstoffbedarf bei Schwangeren stark erhöht. Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass Koffein die Nährstoffaufnahme erschweren sowie auch zu einer rascheren Ausscheidung von Nährstoffen führen kann.

Aufgrund der im Kaffee enthaltenen Gerbstoffe erschwert der beliebte Wachmacher die Aufnahme von Eisen aus der Nahrung. Die Gerbstoffe binden die Eisenionen, bevor diese in den Blutkreislauf gelangen. Deshalb empfiehlt man generell, aber Schwangeren besonders, auf den Cappuccino nach dem Essen lieber zu verzichten. Besonders bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung in der Schwangerschaft sollten Sie 30 Minuten vor und nach dem Essen keinen Kaffee trinken. Genießen Sie stattdessen lieber ein Glas frisch gepressten Orangensaft. Das enthaltene Vitamin C erleichtert Ihrem Körper, das Eisen aus tierischen und pflanzlichen Produkten zu verstoffwechseln.

Auch führt Koffein dazu, dass Magnesium und Kalzium schneller ausgeschieden werden, ebenso wie  Vitamin B1. Sollten Sie also zu den regelmäßigen Kaffeetrinkerinnen gehören, besprechen Sie Ihre Nährstoffversorgung bei einer der Vorsorgeuntersuchungen mit Ihrer Fachärztin oder Hebamme.

Alternativen zu Kaffee während der Schwangerschaft

Nur, weil Sie Ihren Koffeinkonsum während der Schwangerschaft reduzieren müssen, heißt das nicht, dass Sie auf Genuss verzichten müssen. Oft ist die Tasse Kaffee am Morgen oder am Nachmittag mit bestimmten Ritualen verknüpft, die uns dabei helfen, uns wohlzufühlen und durchzuatmen. Diese Rituale können Sie problemlos beibehalten, indem Sie den Kaffee gegen ein anderes, schmackhaftes Getränk austauschen. Entdecken Sie folgende Kaffee Alternativen, die ebenso zum Wohlbefinden beitragen:

  • Koffeinfreier Kaffee: Die einfachste Variante ist es, den heißgeliebten Wachmacher und Seelentröster gegen die entkoffeinierte Variante zu ersetzen. In Deutschland darf ein Kaffee dann als koffeinfrei bezeichnet werden, wenn der Koffeingehalt maximal 0,1 Prozent beträgt. Damit sind Sie auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Denken Sie aber daran, dass auch entkoffeinierter Kaffee aufgrund der Gerbstoffe die Eisenaufnahme hemmen kann.
  • Getreidekaffee: Der Kaffeeersatz aus Getreide kommt völlig ohne Koffein aus und dürfte vielen ein Begriff sein. Durch die geröstete Wurzel der Zichorie bekommt das Heißgetränk das leicht bittere Aroma, das wir von konventionellem Kaffee gewohnt sind. Das Praktische daran: Die meisten Kaffeezubereitungen lassen sich auch mit Getreidekaffee herstellen.
  • Lupinenkaffee: Die Lupine ist eine Hülsenfrucht. Schonend geröstet und anschließend gemahlen entfaltet der Aufguss ein vollmundiges Aroma, das viele aufgrund seiner Ähnlichkeit zu Kaffee schätzen. Gerade im Bereich der Bio-Lebensmittel erlebt der Lupinenkaffee gerade einen regelrechten Hype auf der Beliebtheitsskala.
  • Chai Latte: Die echte Chai- (persisch=Tee)-Mischung kommt klassischerweise ganz ohne Schwarztee aus und entfaltet mit Zimt, Kardamom, Ingwer, Nelken und schwarzem Pfeffer eine wahre Geschmacksexplosion. Wird der Kräutertee mit heißer Milch vermischt und mit Milchschaum gekrönt, haben Sie einen köstlichen Chai Latte. Achten Sie beim Kauf aber genau auf die Inhaltsstoffe: Viele Chais aus dem Supermarkt sind mit Schwarztee gemischt, Instant-Chais zudem häufig extrem überzuckert.
  • Minze-Zitronen-Tee: Wer auch gern Tee trinkt, findet im Minze-Zitronen-Tee einen gleichwertigen Ersatz. Die frische Minze und die Säure der Zitrone sorgen für einen Frischekick, der zugleich Immunsystem und Stoffwechsel in Schwung bringt.
  • Ingwer-Tee: Entgegen vieler Forenberichte gilt Ingwer-Tee in der Schwangerschaft als unbedenklich. Die ihm nachgesagte, wehenfördernde Wirkung ist vernachlässigbar. Gleichzeitig liefert Ingwer viele Inhaltsstoffe, die das Immunsystem stärken und durch die leichte Schärfe wird der Kreislauf angeregt. Auch als Mittel gegen Schwangerschaftsübelkeit ist Ingwer-Tee kaum mehr wegzudenken.

 

  • Gemüse- und Fruchtsäfte: Frisch gepresst sind Säfte aus Gemüse und Früchten nicht nur voller wichtiger Nährstoffe, sondern auch eine wahre Augenweide. Wer mit bunten Säften in den Tag startet, nimmt die gute Laune gleich mit!

Tee in der Schwangerschaft

Bei der Frage, ob und welcher Tee in der Schwangerschaft in Ordnung ist, scheiden sich oft die Geister. Gerade in Bezug auf viele Kräutertees bestehen Unsicherheiten, weil einigen Kräutern eine wehenfördernde Wirkung nachgesagt wird.

Grundsätzlich können Sie jedoch davon ausgehen, dass die meisten Kräuter- und Früchtetees unbedenklich sind. Bis auf Grünen, Weißen und Schwarzen Tee sind Kräuter- und Früchtetees weitestgehend frei von Koffein bzw. dem entsprechenden Teein. Das bedeutet, Schwangere brauchen die meisten Tees nicht in ihren täglichen Koffeinkonsum miteinzubeziehen.

Sorten wie Pfefferminze, Kamille oder Fenchel sind nicht nur leckere und beliebte Teesorten, sondern können auch gegen Beschwerden wie Übelkeit oder Magenschmerzen helfen. Aufgrund ihrer heilpflanzlichen Wirkung ist jedoch auch hier die richtige Dosis entscheidend. Zwei bis drei Tassen am Tag sind jedoch völlig unbedenklich.

Aromatische Sorten, wie zum Beispiel Rooibos, sind harmlos und schenken zugleich das Geschmackserlebnis, das viele Schwangere beim Verzicht auf Kaffee vermissen. Bei Schwarztee oder Grüntee gilt übrigens auch, dass es hier auf die Zubereitung ankommt. Je länger der Tee zieht, desto höher der Koffeingehalt – was bedeutet, dass sich bei kürzerer Ziehzeit auch der Koffeingehalt verringert.

Kaffee in der Stillzeit – das richtige Timing

Ist Ihr Baby auf der Welt, werden Sie morgens womöglich umso müder sein. Viele Frauen sehnen sich die morgendliche Tasse Kaffee in den ersten Monaten mit Baby stark herbei. Doch auch in der Stillzeit gilt: Vorsicht mit dem Kaffee. Koffein wird auch über die Muttermilch transportiert, sodass nicht nur Sie die Wirkung des Wachmachers spüren, sondern Ihr Nachwuchs gleich mit.

Über die Muttermilch aufgenommenes Koffein führt bei Säuglingen medizinischen Beobachtungen zufolge zu Unruhe, Bauchweh und Blähungen. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Stillenden, täglich maximal 300 mg Koffein zu sich zu nehmen. Außerdem besagt die Empfehlung, mit dem Konsum koffeinhaltiger Lebensmittel möglichst bis nach der Stillmahlzeit zu warten. So hat der mütterliche Stoffwechsel bis zur nächsten Stillmahlzeit Zeit, das Koffein abzubauen und der Säugling bekommt nicht allzu viel des Wachmachers mit der Muttermilch verabreicht.

Trotzdem sind die empfohlenen Mengenangaben immer Schätzungen, da konkrete Untersuchungen zu vertretbaren Koffeinmengen bei Stillenden nach wie vor ausstehen.

Häufige Fragen zu Kaffee in der Schwangerschaft

Wie viele Cappuccino pro Tag sind erlaubt?

Solange Sie außer Cappuccino keine anderen koffeinhaltigen Lebensmittel zu sich nehmen, sind zwei bis maximal drei Tassen Cappuccino täglich unbedenklich. Voraussetzung ist, dass der Cappuccino mit maximal 60 ml Espresso zubereitet wird. Reduzieren Sie den Anteil an Espresso, verändert sich die Tassenanzahl entsprechend. Denken Sie aber daran, dass Sie darüber hinaus ausreichend trinken sollten – am besten Sie nehmen in der Schwangerschaft 1,5 bis 2,5 Liter Flüssigkeit zu sich.

Dürfen Schwangere Kaffee trinken?

Gemäß EFSA und DGE sind 200 mg Koffein täglich völlig unbedenklich. Allerdings kann regelmäßiger Koffeinkonsum während der Schwangerschaft zu einem reduzierten Geburtsgewicht des Kindes führen. Außerdem hemmen die Gerbstoffe im Kaffee die Aufnahme wichtiger Nährstoffe, die in der Schwangerschaft umso mehr gebraucht werden. Deshalb gilt es, den Kaffeekonsum möglichst zu reduzieren.

Hinweis:

Für eine bessere Lesbarkeit verwenden wir bei Personenbezeichnungen meist die männliche Form wie Kinderarzt, Frauenarzt. Wichtig: Wir bringen allen die gleiche Wertschätzung entgegen.

Autoreninfo:

Celsy Dehnert ist freiberufliche Journalistin und Autorin für Ratgebertexte. Als Mutter von zwei Kleinkindern mit 18 Monaten Altersunterschied stand sie häufiger vor der Frage, auf was es in der Schwangerschaft eigentlich ankommt. Heute schreibt sie Ratgeber, um werdenden Eltern die drängendsten Fragen zu beantworten.

Fachliche Beratung und Redaktion: Birgit Laue, Hebamme & Medizinpädagogin, Medizinjournalistin & Sachbuchautorin