
Sternenkinder: Kurzes Leben, bleibender Eindruck
Das eigene Kind zu verlieren ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann. Warum Sie sich gerade für dieses Thema interessieren, kann viele Gründe haben: Sie wollen sich informieren, Sie stehen jemandem beratend zur Seite oder Sie sind selbst betroffen.
In diesem Fall möchten wir unser herzliches Mitgefühl aussprechen. Wir hoffen, dieser Ratgeber kann Ihnen in dieser schweren Zeit weiterhelfen. Wir haben die wichtigsten Tipps zum Thema Trauerbewältigung für Sie zusammengefasst. Zudem finden Sie auch Links, wo Sie Unterstützung und Hilfe finden und Möglichkeiten zum würdevollen Abschiednehmen und Erinnern.
Was ist ein Sternenkind?

Noch bis vor wenigen Jahren waren die Begriffe "Fehlgeburt" und "Totgeburt" etabliert für den Verlust eines Kindes während der Schwangerschaft bzw. bei der Geburt. Obwohl die Begriffe neutral sind, klingen sie für Betroffene verständlicherweise trocken und unsensibel.
Welche Person oder Organisation der genaue Urheber der Bezeichnung Sternenkinder ist, ist unklar. Es wird allerdings häufiger erwähnt, dass die liebevolle Bezeichnung Bezug nimmt auf die Worte aus "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupery. Sternenkinder sollen wie ein Stern am Himmel sein, der mit seinem Licht in das Dunkel der Trauer scheint und für immer bleibt.
Weniger bekannt sind die Begriffe "Schmetterlingskinder" oder "Engelskinder". Selbsthilfegruppen, soziale Netzwerke, aber auch Literatur zur Trauerbewältigung haben dafür gesorgt, dass die Bezeichnungen in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen wurden.
Ein weiterer Begriff, der im Zusammenhang mit Sternenkindern manchmal fällt, ist "Regenbogenkind" oder "Regenbogenbaby". Damit wird ein Kind bezeichnet, das nach dem Verlust des Geschwisterkindes geboren wird. Der Regenbogen steht symbolisch für Hoffnung und neues Glück.
Wie häufig werden Sternenkinder geboren?
In Österreich sind es geschätzt rund 12.000 Babys jährlich, die als Sternenkinder zur Welt kommen. Am häufigsten kommt es zum Verlust des Kindes in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten. Eine stille Geburt, bei der das Baby tot zur Welt kommt, ist vergleichsweise selten und betrifft ca. 300 Fälle in ganz Österreich.
In Deutschland geht die Statistik von rund 110.000 Sternenkinder pro Jahr aus. Auch hier treten Fehlgeburten am häufigsten im ersten Schwangerschaftstrimester auf. Bei 1.000 Geburten kommt es ca. zu vier Totgeburten.
Da nicht alle Sternenkinder statistisch erfasst werden, ist anzunehmen, dass die Dunkelziffer um einiges höher ist.
Ein Sternenkind kommt zur Welt – was ist zu tun
In den ersten Wochen der Schwangerschaft ist nach einem Verlust oftmals keine Behandlung nötig. Vermutet der Gynäkologe Gewebereste in der Gebärmutter, wird zu einer Ausschabung geraten, um eine Infektion zu verhindern. Ab der 16. Schwangerschaftswoche ist eine Behandlung notwendig, um medizinische Komplikationen bei der Mutter zu vermeiden. Das kann die oben genannte Ausschabung sein, es gibt aber auch Alternativen, die Sie mit Ihrem Arzt bzw. der Hebamme besprechen können. Dazu gehört die Möglichkeit der Geburtseinleitung mit Medikamenten oder das Abwarten des natürlichen Geburtsbeginns, selbstverständlich unterstützt und betreut durch kompetentes medizinisches Personal. Wenn aus medizinischer Sicht nichts dagegen spricht, kann diese auch zu Hause erfolgen.
Wie ist die rechtliche Situation, wenn ein Sternenkind zur Welt gekommen ist?
Sowohl in Deutschland, als auch in Österreich ist es mittlerweile möglich, dass Sternenkinder auch unter 500 g Geburtsgewicht eine Geburtsurkunde bekommen, offiziell einen Vornamen tragen und bestattet werden können. Das war lange Zeit nur mit erheblichem bürokratischem Aufwand möglich. Eine Geburtsurkunde, die dem Sternenkind einen offiziellen Status als Mensch verleiht und seine Existenz bezeugt, kann bei der Trauerbewältigung hilfreich sein.
Wenn das Geburtsgewicht des Sternenkindes über 500 g liegt, besteht in Deutschland Bestattungspflicht. Dazu stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
- in einem Gemeinschaftsgrab zusammen mit anderen Sternenkindern
- in einem eigenen Grab
- im Familiengrab
- im Friedwald...
Häufig werden spezielle Grabplätze für Sternenkinder angeboten. Informationen dazu finden Sie auf den Webseiten der Bestattungsunternehmen oder Vereine für Sternenkindeltern.
Mutterschutz und Arbeitsrecht
Ab Juni 2025 steht eine längst fällige Gesetzesänderung ins Haus. Bislang war die Situation so, dass die Mutter eines Sternenkindes vor der 24. Schwangerschaftswoche sich zwar krankschreiben lassen konnte, ein gesetzliches Recht darauf gab es aber nicht. Nun sieht die Gesetzesnovelle vor, dass der Frau beim Verlust ihres Babys bereits ab der 13. SSW Mutterschutz zusteht. Die Regelung ist folgendermaßen gestaffelt:
- ab der 13. SSW: zwei Wochen Mutterschutz
- ab der 17. SSW: sechs Wochen Mutterschutz
- ab der 20. SSW: acht Wochen Mutterschutz
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Würdevoll Abschied nehmen, gedenken und erinnern

Jeder geht mit dem Verlust anders um. Manche Eltern trifft der Verlust ihres Kindes aus heiterem Himmel. Von einem Moment auf den anderen zerplatzen Zukunftspläne und zurück bleibt Ratlosigkeit, Trauer und Leere.
In vielen Kliniken ist es möglich, sich in einen geschützten Abschiedsraum zurückzuziehen. Wenn die Eltern es wünschen, können in der Regel auch weitere Angehörige oder Freunde zur Verabschiedung kommen. Vielen ist es wichtig, die kurze Möglichkeit zu haben, das Kind persönlich kennenzulernen.
Liebevolle Kleidung für Sternenkinder
Bedeutend für die Verabschiedung ist es auch, dass Eltern ihr Sternenkind kleiden können. Handelsübliche Babykleidung ist dafür oft nicht geeignet, da sie zu groß ist. Es gibt eine Reihe ehrenamtlicher Vereine und Initiativen, die Kleidung, Einschlagdecken und Erinnerungsstücke für Sternenkinder herstellen. Teilweise werden diese auch kostenfrei in den Kliniken zur Verfügung gestellt.
Das erste und letzte Erinnerungsfoto
Die Sternenkind Stiftung hat die wichtigsten Informationen zusammengefasst, wie Sie ein Erinnerungsbild Ihres Sternenkindes anfertigen lassen können. Diese Möglichkeit besteht in der Regel ab der 14. Schwangerschaftswoche. Eltern, die gerade unter Schock stehen wegen des Verlustes ihres Babys, behagt diese Idee im ersten Moment oftmals nicht. Es ist jedoch sehr empfehlenswert, diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen, auch wenn Sie sich die Bilder nicht sofort ansehen können oder wollen. Ein Erinnerungsbild ist eine wertvolle Stütze im Trauerprozess und es gibt leider später keine Chance mehr dazu.
Ein solches Bild kann auch Teil eines Erinnerungsalbums oder einer Erinnerungsbox sein, wo Sie alles aufbewahren, was Ihrem Kind gewidmet ist, ein UItraschallbild, ein persönlicher Brief etc. Wenn es möglich ist, erstellen Sie auch Hand- und Fußabdrücke Ihres Sternenkindes als greifbare Erinnerung.
Weitere Möglichkeiten zum Andenken an Ihr Sternenkind
Neben dem Foto gibt es noch weitere Möglichkeiten liebevoller Andenken an Ihr Sternenkind:
- Gedenken Sie dem Geburtstag Ihres Sternenkindes.
- Gestalten Sie eine Kerze und zünden Sie diese regelmäßig an. Rund um den zweiten Adventssonntag finden jährlich weltweit Gedenkveranstaltungen für verstorbene Kinder statt, am 15. Oktober ist der offizielle Gedenktag für Sternenkinder.
- Pflanzen Sie einen Baum, Strauch, Blume... für Ihr Sternenkind, das Wachsen und Gedeihen kann Trost spenden und Verbindung herstellen. Sie können dazu auch Gedenksteine platzieren mit dem Namen des Kindes oder den Symbolen für Sternenkinder wie Sterne, Engel oder Schmetterlinge.
- Tragen Sie das Andenken an Ihr Kind durch individuellen Schmuck bei sich, zum Beispiel durch personalisierte Kettenanhänger oder Armbänder.
- Suchen Sie den Austausch mit anderen verwaisten Eltern in Selbsthilfegruppen.
Trauer ist ein individueller Prozess, es gibt kein richtiges oder falsches Vorgehen. Entscheiden Sie sich für die Möglichkeiten, die sich für Sie stimmig anfühlen, nicht für jene, die Ihnen andere Personen einreden.
Trauer um das Sternenkind bewältigen
Ein Kind zu verlieren, ist ein einschneidendes Erlebnis für die Eltern, aber auch für eventuelle Geschwister der Sternenkinder. Je nachdem, wie involviert weitere Angehörige wie Omas, Opas, Tanten oder Onkel waren, werden auch diese Personen trauern.
Dass die Trauer wieder nachlässt und irgendwann wieder ein glückliches Leben möglich ist, erscheint in dieser Zeit unvorstellbar. Tatsächlich ist dafür Arbeit nötig. Denn Trauer ist nichts anderes und möglicherweise die härteste Arbeit, die Sie je in Angriff genommen haben. Allerdings kann Trauerarbeit helfen, um nach und nach wieder positiv nach vorn blicken zu können.
Trauerphasen sind individuell
Wir unterscheiden in der Regel vier Phasen der Trauer:
- Schock und Ungläubigkeit
- Wut und Verzweiflung
- Suche nach Antworten
- Akzeptanz und Neuorientierung
Allerdings gibt es dafür keinen festgelegten Ablaufplan, weder, wie lang die einzelnen Phasen dauern, ob sie parallel laufen, oder ob sie wiederkehren. Wichtig ist nur, dass Sie irgendwann in Phase 4 ankommen. Nahe Angehörige und Freunde, die vielleicht schon dasselbe durchmachen mussten, können in dieser Zeit eine wertvolle Stütze sein.
Schuld behindert die Trauerarbeit
Auch trauernde Geschwisterkinder dürfen keinesfalls zu kurz kommen. Hier kann auch Schuld ein Thema sein: Wenn ein Kind zum Beispiel geäußert hat, dass es sich nicht auf sein Geschwisterchen freut oder sauer auf das neue Baby war, weil die Mama ins Krankenhaus musste und nicht bei ihm sein konnte. Nun kommt dieses Baby nicht oder nicht mehr nach Hause, was bei manchen Kindern dazu führt, dass sie sich für diese Situation "verantwortlich" fühlen. Sagen Sie Ihrem Kind, dass es keine Schuld trifft an dem, was mit dem Geschwisterchen passiert ist. Bilderbücher für jedes Lebensalter zum Thema können eine gute Unterstützung bieten, für ältere Kinder gibt es auch bei manchen Selbsthilfegruppen Angebote.
Schuldgefühle spielen auch bei den betroffenen Müttern oft eine große Rolle. Sie suchen die Ursache für den Verlust des Kindes bei sich und wie sie sich in der Schwangerschaft verhalten haben. Vielleicht wurde die Schwangerschaft im ersten Moment nicht positiv angenommen und es wird versucht, hier einen Zusammenhang herzustellen. Die Schuld grundlos bei sich selbst, dem Partner oder sonstigen Außenstehenden zu suchen, ist jedoch zermürbend, nutzlos und behindert Ihre Trauerarbeit.
Wenn Sie aber der Meinung sind, dass eine falsche medizinische Entscheidung, Kompetenzmangel oder ein sonstiges Problem durch medizinisches Personal verursacht schuld sind, suchen Sie das Gespräch. Sie haben das Recht, in alle Ihre Unterlagen einzusehen und sich alles erklären und begründen zu lassen.
Was tun bei mangelndem Verständnis und Unterstützung?
Im direkten Umfeld auf Unverständnis für den Verlust eines Sternenkindes zu stoßen, ist ein harter Schlag für trauernde Eltern. Leider ist ein unsensibler Umgang mit dem Thema in der Gesellschaft gar nicht selten. Woran liegt das?
Vor allem für ältere Generationen ist der Umgang mit Fehl- oder Totgeburten ein Tabuthema. Von ihnen wurde erwartet, rasch mit dem Thema abzuschließen, wieder nach vorn zu blicken und "es wieder zu probieren". Sie kennen keinen anderen Umgang mit dieser Trauer, auch wenn viele aus eigener Erfahrung wissen, dass das Unterdrücken und nicht Zulassen der Gefühle falsch ist.
Manchmal wird so ein Verlust auch einfach unterschätzt. Einige Menschen verstehen nicht, welche Verbindung zwischen Mutter und Kind besteht ab dem Moment, wo der positive Schwangerschaftstest in den Händen gehalten wird.
Personen mit wenig Berührungspunkten zu dem Thema haben oft Angst davor, nicht adäquat zu reagieren. Aus Unsicherheit, etwas Falsches zu sagen, wird lieber Distanz gewahrt und geschwiegen.
Es hat im letzten Jahrzehnt ein enormer gesellschaftlicher Wandel stattgefunden, was den Verlust von Sternenkindern betrifft. Für die Trauer um ein gelebtes Leben ist jedoch meistens noch mehr Verständnis vorhanden als für die Trauer über ein ungelebtes.
Woher bekommen Sternenkindeltern Unterstützung und Hilfe?

Im eigenen Familien- und Freundeskreis Unterstützung zu finden, ist natürlich sehr wertvoll. Zum einen ist das jedoch nicht für jedes Paar möglich, zum anderen muss beachtet werden, dass es für den Umgang mit Trauer unterschiedliche Bedürfnisse gibt. Ein Angebot, das für die einen Eltern perfekt passt, muss deshalb nicht automatisch zu anderen Eltern passen. Manchmal kann es auch helfen, dass beide Elternteile unterschiedliche Trauerbegleitung bekommen, damit auch jeder für sich trauern kann.
Selbsthilfegruppen sind dabei für viele Betroffene gute Anlaufstellen, um Trost und Unterstützung zu erfahren, weil alle anderen ebenfalls einen Verlust erlebt haben. Beim BVKSG (Bundesverband Kindstod in Schwangerschaft und Geburt) finden Eltern von Sternenkindern und andere Angehörige Angebote von Selbsthilfegruppen in Deutschland. Österreichische Betroffene finden Hilfe beim Verein Pusteblume oder beim Verein Regenbogen.
Direkt nach dem Verlust kann ein Gespräch mit professionellen Trauerbegleitern oder Therapeuten, die sich auf den Verlust von Sternenkindern spezialisiert haben, hilfreich sein. Lokale Hospiz- und Palliativdienste können diesbezüglich vermitteln.
Wer lieber zu Hause im geschützten Bereich online kommuniziert, der findet zahlreiche Foren und Netzwerke zum Austausch. Es gibt auch auf sozialen Medien wie Facebook oder Instagram viele Gruppen um sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen.
Auf dem liebevoll gestalteten Blog Sternenkind-Mama teilt eine sechsfache Sternenkindmama ihre Erfahrungen. Auch im Elternforum vom HiPP Mein BabyClub können Sie mit anderen Betroffenen Kontakt aufnehmen.