Muttermilch: Zusammensetzung & Inhaltsstoffe

Ein einziger Tropfen Muttermilch enthält viele lebende Zellen, zahlreiche wichtige Vitamine, Mineralstoffe und natürlich die wichtigen Makronährstoffe. Fette, Proteine und Kohlenhydrate stellen sicher, dass Ihr Baby optimal versorgt wird. Dafür passt sich die Muttermilch auch immer individuell in der Zusammensetzung an die Bedürfnisse des Säuglings an. Weil Muttermilch in der komplexen Zusammensetzung ein echtes Wunder ist, erklären wir an dieser Stelle genauer, welche Inhaltsstoffe welche wichtige Aufgaben bei der Entwicklung Ihres Babys erfüllen.

Die Bestandteile der Muttermilch

Muttermilch ist für Babys die beste Ernährung. Sie wird in der Muttermilchersatzforschung als Goldstandard bezeichnet. Sie ist somit das Optimum, das – wenn es um Säuglingsmilchnahrung geht - möglichst gut nachgebildet werden soll, damit auch Babys die nicht gestillt werden, optimal ernährt werden.

Das stellt die Forschung allerdings vor eine große Hürde, denn Muttermilch enthält eine Vielzahl einzelner Bestandteile. Bei einigen ist die Wirkung klar und eindeutig erforscht. Essentielle Fettsäuren beispielsweise sind unverzichtbar für die Gehirnentwicklung. Einige andere Bestandteile werden intensiv untersucht, um das Wunder Muttermilch noch besser verstehen zu lernen.

Wichtig zu wissen: Muttermilch ist immer einzigartig. Sie unterscheidet sich von Mama zu Mama, ja selbst von Stillkind zu Stillkind bei derselben Stillenden. Sie passt sich immer ganz individuell auf die Bedürfnisse des Säuglings an und ist immer optimal für dessen Bedürfnisse zusammengesetzt. Im Regelfall muss Muttermilch bei gesunden, termingerecht geborenen Babys deshalb weder angereichert werden, noch gibt es strenge Ernährungsvorschriften in der Stillzeit. Eine ausgewogene und gesunde Ernährungsweise genügt!

Zu den Vorteilen des Stillens zählt damit auf jeden Fall die tagesaktuelle, immer individuelle Zusammensetzung der Muttermilch.

Inhaltsstoffe der Muttermilch

Die Hauptbestandteile der Muttermilch lassen sich grob in dieser Liste zusammenfassen.

  1. Proteine
    Die Hauptproteine der Muttermilch sind das Molkenprotein und Casein. Proteine sind u.a. für den Aufbau von Muskeln und Knochen wichtig.
  2. Kohlenhydrate
    Einfache und komplexe Kohlenhydrate dienen als Energiequelle. Das Hauptkohlenhydrat der Muttermilch ist die Lactose, daneben gibt es noch unverdauliche Kohlenhydrate wie die Oligosaccharide.
  3. Fette
    Fette sind in der Muttermilch vielfältig enthalten und dienen vor allem dem Energiebedarf des Säuglings. Das Fettsäuremuster ist von Mutter zu Mutter unterschiedlich. Wichtig sind insbesondere langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie die Omega-3 Fettsäuren (z.B. ALA – alpha-Linolensäure), Es gibt aber natürlich noch mehr Fette in der Muttermilch wie z.B. die gesättigten Fettsäuren wie Palmitinsäure oder Ölsäure. Sie alle liefern Energie und sind existenziell wichtig für die Gehirn-, Muskel- und Organentwicklung.
  4. Vitamine und Mineralstoffe
    Diverse Vitamine der B-Gruppe wie B6 und B12, Folsäure und Biotin, das wichtige Vitamin A sowie weitere Vitamine, aber auch verschiedene Mineralien wie Kalzium, Natrium, Eisen, Zink oder Jod und Selen sind in der Muttermilch enthalten.
  5. Lebende Zellen
    Vor allem wichtige Zellen (wie z.B. Makrophagen und Leukozyten), die Krankheitserreger beim Säugling bekämpfen und somit das Immunsystem stärken. Außerdem vorhanden sind Lactoferrin und Oligosaccharide für einen starken Darm.
  6. Wachstumsfaktoren
    Kleine Helferlein, die aktiv zur Reifung der Darmschleimhaut beitragen, beispielsweise sogenannte Zytokine.
  7. Enzyme
    Die Enzyme in der Muttermilch helfen dabei Nahrungsbestandteile zu spalten und unterstützen dadurch die Verdauung des Säuglings.

Oligosaccharide und ihre Rolle im Darm

Humane-Milch-Oligosaccharide, kurz HMO, sind essenzielle Bestandteile der Muttermilch. Dabei ist die Zusammensetzung und Menge einzigartig für die Muttermilch (in dieser Form kommen sie in keiner anderen Säugetiermilch vor) und dazu noch ganz individuell für jede Mutter. HMO helfen dem noch unreifen Darm Ihres Lieblings, indem sie zur Besiedelung mit guten Bakterien beitragen. HMO dienen unter anderem als Nahrung für schützende Milchsäurekulturen. Diese Milchsäurekulturen stärken die Immunabwehr Ihres Kindes, tragen zu einer gesunden Verdauung bei und stellen sicher, dass Ihr Liebling alle wichtigen Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen und verarbeiten kann.

Zwei weitere Bestandteile der Muttermilch kennen Sie wahrscheinlich ebenfalls: Laktobazillen und Bifidobakterien. Sie besiedeln den Darm und sorgen für eine optimale Verdauung.

Ideal für einen gesunden Darm ist die Mischung aus Präbiotika und Probiotika:

  1. Probiotika sind gute Milchsäurekulturen, die sich in Babys Darm ansiedeln und wie Schutzwächter unerwünschte Keime verdrängen.
  2. Präbiotika regen das Wachstum von Probiotika im Darm an und beeinflussen die Darmflora positiv.

Gut zu wissen: Rund 70 Prozent des Immunsystems befindet sich im Darm. Indem Sie stillen, tragen Sie maßgeblich zu einer optimalen Darmgesundheit Ihres Kindes bei. Ein Grundstein, der sich auch weit nach dem Abstillen und mit Start der festen Babynahrung noch in Form eines fitten Immunsystems auszahlt!

Langkettige Fettsäuren

Langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren (LCP) (Omega3 & 6) haben eine wichtige Funktion für die Entwicklung von Gehirn, Nervensystem und Sehvermögen. Die wichtigsten unter ihnen sind Arachidonsäure (AA) oder Docosahexaensäure (DHA)

Eine hohe Konzentration dieser Fettsäuren befindet sich vor allem im Gehirn des Säuglings. Gerade in den ersten Lebensmonaten (sowie auch im letzten Schwangerschaftsdrittel) wächst Babys Gehirn sehr stark, daher ist hier eine ausreichende Zufuhr sehr wichtig.

Vitamine und Mineralstoffe in der Muttermilch

Grundsätzlich enthält Muttermilch alle wichtigen Mineral-, Spurenelemente sowie Vitamine, die Ihr Baby in der Stillzeit benötigt. Hierzu ist eine ausgewogene und gesunde Ernährung wichtig. Bei langjährig vegan oder vegetarisch lebenden Mamas kann sich unter Umständen der Vitamin B12-Speicher leeren, sodass es der Muttermilch an ausreichend Vitamin B12 mangeln kann. Bitte besprechen Sie mit Ihrer behandelnden Ärztin über eine angemessene Supplementierung für sich selbst. Sind Ihre Speicher aufgefüllt, ist entsprechend auch der Vitamin B12-Gehalt in der Muttermilch ausreichend.

Zusätzlich empfehlen Fachgesellschaften zur Kindergesundheit dem Säugling Vitamin D3 sowie Vitamin K zu verabreichen. Über beides informiert Sie Ihre Kinderarztpraxis. Auch die ergänzende Gabe von Fluorid wird empfohlen.

 

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Muttermilch-Zusammensetzung – variabel und individuell

Sie werden es – wenn Sie gelegentlich oder häufiger Muttermilch abpumpen – vielleicht schon bemerkt haben, Muttermilch scheint mal flüssiger, mal fetthaltiger zu sein. Die Farbe kann von kräftigem Gelb zu nahezu durchscheinend variieren.

Oft lassen sich diese unterschiedlichen Ausprägungen auf verschiedene Stadien der Muttermilchbildung zurückführen. Auch Krankheiten beim Baby führen zu verschiedenen Muttermilch-Farbtönen.

  Kolostrum Übergangsmilch Reife Frauenmilch  
Zeitrahmen Geburt – 3. Lebenstag 3. bis 14. Lebenstag ab dem 14. Lebenstag nach dem 1. Geburtstag
Inhaltsstoffe Höherer Eiweißgehalt, niedriger Gehalt an Fett und Kohlenhydraten; Reich an Vitamin K, Vitamin A, Mineralien & Abwehrstoffen Fett- und Kohlenhydratanteil steigt an, Eiweißgehalt sinkt leicht ab Makronährstoffe: niedrigerer Eiweiß- und höherer Kohlenhydrat- und Fettgehalt Fettgehalt erhöht; Menge an Abwehrstoffen steigt an
Kalorien circa 54 kcal/100 ml circa 50 - 73 Kalorien/100 Gramm Im Mittel 66 kcal/100 ml (laut EFSA) circa 66 bis 120 Kalorien/100 Gramm im Mittel 70 Kalorien/100 Gramm
Trinkmenge pro Tag gering steigt kontinuierlich an auf ca. 1/6 des Körpergewichts ab der 2. Lebenswoche Circa 500 bis 1.000ml variiert, abhängig vom Kleinkind und der Stillhäufigkeit

Der Übergang von Kolostrum zur Übergangsmilch beim Milcheinschuss und von dort aus zur reifen Muttermilch erfolgt fließend. Zusätzlich schwanken die Bestandteile auch von Mahlzeit zu Mahlzeit etwas, abhängig vom jeweiligen Bedarf Ihres Kindes.

Nach dem ersten Geburtstag bleibt Muttermilch weiterhin wertvoll und versorgt Ihr Kleinkind wie schon zuvor mit vielen wichtigen Makro- und Mikro- Nährstoffen und lebenden Zellen zur Immunstärkung.

Gut zu wissen: Muttermilch für Jungs enthält circa 25 Prozent mehr Fett, das haben Wissenschaftler in den USA herausgefunden. Über die Gründe der unterschiedlichen Fett- und damit Kalorienverteilung wird noch geforscht. Teil des Erklärungsansatz sind evolutionsbiologische Gründe, teils wird auch vermutet, dass Babyjungen insgesamt häufiger und vor allem schneller angelegt werden.

Wichtige Fragen zur Zusammensetzung der Muttermilch

1. Ist Muttermilch vegan?

Kurz gesagt: Muttermilch ist die natürliche Art Babys zu ernähren. Beim Stillen kommen weder Tiere zu Schaden noch wird das Brustsekret einer anderen Spezies verwendet. Also ja, Muttermilch ist vegan.

2. Woraus wird Muttermilch gebildet?

Muttermilch wird aus den Bestandteilen des Bluts gebildet. Die spezielle Struktur aus Brustdrüsengewebe und den darin enthaltenen Milchbläschen bilden Milchfett und -proteine. Die weiteren Inhaltsstoffe wie lebende Zellen, Abwehrstoffe und zahlreiche weitere Bestandteile treten aus dem Blut der stillenden Mama in die entstehende Milch über.

Abhängig von der Milchbildungsphase ist die Zusammensetzung

  • hochkalorisch und konzentriert (Kolostrum),
  • im fließenden Übergang (Übergangsmilch),
  • final optimal für den Säugling zusammengestellt (reife Muttermilch).

Der mütterliche Körper sorgt für eine ideale, jeweils auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmte Zusammensetzung der Muttermilch. Eine spezielle, strenge Diät ist als Ernährung in der Stillzeit nicht erforderlich. Ernähren Sie sich ausgewogen, möglichst frisch und gesund, um Ihren Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen.

3. Lassen sich Muttermilch und Kuhmilch vergleichen?

Muttermilch ist die ideale Basis für die Ernährung eines Säuglings. Kuhmilch ist optimal geeignet, um Kälbchen zu ernähren.

Das spiegelt sich vor allem in der Zusammensetzung der beiden Milcharten wider. Kuhmilch hat einen deutlich höheren Eiweißgehalt, abgestimmt auf die Bedürfnisse eines Kalbs. Sie enthält auch wesentlich mehr Fette und gleichzeitig weniger Kohlenhydrate als menschliche Milch.

Muttermilch mit einem Eiweißgehalt von 0,9 Gramm pro 100 Milliliter ist ideal auf die kindlichen Nieren und den Energiebedarf eines sich stetig entwickelnden Gehirns ausgerichtet. Ähnlich sieht es mit der Zusammensetzung der weiteren Bestandteile aus, die Kuhmilch und Muttermilch voneinander unterscheiden.

Damit Kuhmilch für Babys verdaulich wird, sind zahlreiche technologische Schritte nötig, insbesondere der Eiweißgehalt muss entsprechend reduziert werden. Die Herstellung ist dabei wissenschaftlich basiert und unterliegt strengen gesetzlichen Vorgaben. Am Ende entsteht eine auf Kuhmilch basierende Milchnahrung , die eine optimale Versorgung Ihres Babys ohne Muttermilch sicherstellt.

4. Wie setzt sich Muttermilch zusammen?

Muttermilch besteht vorrangig aus

  • Wasser,
  • Laktose (Kohlenhydrate),
  • Lipide (Fettsäuren),
  • Protein.

Wasser macht mit rund 87,5 Prozent den größten Teil aus, danach folgen 7 Prozent Laktose, 3,9 Prozent Lipide und 0,9 Prozent Proteine. Sie enthält im Schnitt rund 66 Kilokalorien auf 100 Milliliter.

Zahlreiche weitere Immun- und Abwehrstoffe, hormonelle Botenstoffe und wichtige Vitamine und Spurenelemente runden das Wunder Muttermilch ab.

Im Laufe der Stillbeziehung passt sich die Zusammensetzung der Muttermilch den jeweiligen Bedürfnissen des Säuglings an. Das ist vor allem in Wachstums- und Krankheitsphasen wichtig, um den Bedarf des Babys optimal abzudecken.

Hinweis:

Für eine bessere Lesbarkeit verwenden wir bei Personenbezeichnungen meist die männliche Form wie Kinderarzt, Frauenarzt. Wichtig: Wir bringen allen die gleiche Wertschätzung entgegen.

Autoreninfo:

Sabrina Sailer ist seit 2010 ehrenamtliche Stillberaterin und ausgebildete Trageberaterin. Sie arbeitet als Werbetexterin und Redakteurin und betreut zusätzlich verschiedene Angebote, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betreffen.

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