Traumatische Geburt verarbeiten

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Elternforum
gast.2824920
30. Nov 2017 06:36
Traumatische Geburt verarbeiten
Hallo euch allen.
Habe im Juni eine wunderschöne Tochter bekommen. Aber leider habe ich immer noch an der Geburt zu knabbern. Manchmal träume ich davon und bin dann den ganzen Tag Angespannt und nervös.
Mein Gyn hatte mir ein Tag vor der Geburt geraten nicht mehr lange auf die Kleine zu warten weil sie schon ziemlich groß wäre und ich nicht gerade die größte Frau auf Erden bin. Er schickte mich nach der Untersuchung sofort ins Krankenhaus. Dort verneinten sie das Ganze und schickten mich nach Hause. Ich kam dann in der Nacht mit ziemlich starken und unregelmäßigen Wehen ins Krankenhaus. Eine ziemlich unhöfliche Hebamme „kümmerte“ sich um uns. Sie war so unangenehm, dass es mir in ihrer Gegenwart unwohl wurde und es somit vermied sie zu rufen. Da aber meine Wehen immer sprunghaft kamen, passierte mal das ich von einer Wehe überrascht wurde und etwas lauter aufstöhnte. Das passte ihr gar nicht und sie bat mich ruhig zu sein. „Kinder bekommen, heißt auch Schmerzen zu haben.“ Ständig seufzte sie über meine unregelmäßigen Wehen und wenn wir etwas fragten, z.B. Ob es normal ist dass mir übel ist und ob ich zur Sicherheit einen Eimer haben könnte, dann schüttelte sie den Kopf und sagte „haben sie sich denn nicht eingelesen?“. Ich fühlte mich wie ein Weichei und war wirklich froh als ihre Schicht zu Ende war, weil danach eine sehr liebe und herzliche Hebamme kam.
Diese riet mir dann eine PDA, da ich die ganze Nacht kaum geschlafen habe genauso wie die zwei Nächte davor, wegen den Wehen.
Ich war auch schon komplett mit meiner Kraft am Ende. Die PDA wäre aber fast schief gegangen, da ich mich bewegt hatte (keiner hielt mich fest und als ich wieder von einer Wehe überrascht wurde, zuckte ein Nerv).
Nach der PDA konnte ich etwas schlafen. Als dann die Fruchtblase platzte, war die Dosis am Ende und die Presswehen fingen an. Ich war etwas verängstigt deswegen, da die Wehen ziemlich ruckartig und mit voller Wucht „zurück kamen“. Mein Gyn behielt Recht und meine Kleine war etwas zu groß für mich. Sie blieb mit den Schultern hängen, was die Geburt zusätzlich verzögert hat. Sie ist trotzdem ganz natürlich und ohne Hilfe der Kleinen auf die Welt gekommen. Und noch wichtiger: sie war gesund und munter. Insgesamt waren 21 Stunden vergangen.
Wir hatten ein wunderschönes Bonding und konnten die ersten Stunden genießen.
Auf einmal fing ich aber an ganz stark zu bluten. Die Hebamme rannte los und zusammen mit dem Arzt mussten sie auf meinem Bauch rum drücken. Das Ganze war sehr schmerzhaft und es kam mir schon fast wie ne zweite Geburt vor. Es kam ne Menge Blut raus. Meine Gebärmutter hatte sich nicht zurück gezogen (Uterusatonie) und ich musste sofort Not operiert werden. Ich habe den ganzen Weg bis zum OP Saal geweint. Konnte mich nicht richtig von meinem Mann und meiner Tochter verabschieden, da es ganz schnell gehen musste.
Habe 2 Liter Blut verloren und bin in der Intensiv aufgewacht. Bin ganz knapp an einer Blut Transfusion vorbei gekommen und habe stattdessen Eisen Transfusionen bekommen. Das Stillen war nicht ganz so romantisch inmitten der ganzen Nadeln und Schläuche und aufstehen konnte ich die ersten Tage überhaupt nicht. Hatte einen Katheter und totale Bettruhe. Wir waren fast ne Woche im Krankenhaus und als ich nach Hause kam, verbrachte ich den ersten Monat im Bett. Habe noch Monate gebraucht, bis ich wieder fit wurde und auch bis ich mich getraut habe die Kleine im stehen zu halten.
An manchen Nächten Träume ich davon und bin oft unter Anspannung und sehr nervös.
Die Angst nochmal das Ganze bei einer zweiten Geburt zu erleben und es nicht zu überleben ist ziemlich groß.
Spiele mit dem Gedanken, mir professionelle Hilfe zu holen weiß aber gar nicht wie ich das anstellen soll. Andauernd denke ich mir, ich soll mich nicht so anstellen und einfach nur glücklich sein dass meine Tochter und ich das Ganze überstanden haben und gesund sind. Vielleicht gibt es hier jemanden der das gleiche erlebt hat oder ebenfalls eine traumatische Geburt erlebt hat und sich mit mir austauschen möchte. Außer mit meinem Mann, kann ich mit niemandem darüber reden.
gast.2759508
30. Nov 2017 14:52
Re: Traumatische Geburt verarbeiten
Hallo,

ich weiß grade nicht wo ich anfangen soll.

Mir ging es ähnlich. Wir, mein Mann und ich, sind nachts um 23:30 Uhr ins Krankenhaus und am nächsten Abend um 20:07 Uhr war unsere Tochter da. Wir hatten Glück und hatten eine totale fürsorgliche Hebamme. Sie war auch die ganze zeit bei uns.
Als ich um 13:00 Uhr in den Kreißsaal kam, dachte ich, so jetzt dauert es nicht mehr lange. Ich sollte wohl eines besseren belehrt werden. Um 17:00 Uhr haben sie mir die Fruchtblase aufgemacht in der Hoffnung es würde schneller gehen. Dann kamen noch die Oberärztin und eine weitere Ärztin und haben mir abwechselnd auf den Bauch gedrückt. Ich war mittlerweile am Ende meiner Kräfte. Danach musste ich auch notoperiert werden, die Plazenta hatte sich nicht gelöst. Ich kam dann nachts um 01:30 Uhr in mein Zimmer und habe dann zum ersten mal meine Tochter gestillt. Ich war die ersten Wochen so fertig, dass ich nicht alleine sein konnte, geschweige denn unsre Tochter versorgen.
Ich wollte die Geburt mit meiner Hebamme besprechen, aber sie hat total abgeblockt.

Ich kann dir nur ratten, wenn es dich so belastet dir Hilfe zu suchen.
Ich wünsche Dir alles gute und fühl Dich gedrückt.
gast.2079798
2. Dez 2017 04:42
Re: Traumatische Geburt verarbeiten
Auch ich hatte eine traumatische Erstgeburt:

Nachdem am Tag zuvor vormittags leichte Wehen eingesetzt hatten, haben wir uns nachts auf den Weg ins KH gemacht. Gegen 3 waren wir im Kreißsaal und um 10 war unser kleiner Mann da.
Hört sich alles im ersten Moment nicht so schlimm an, ABER der Kleine stecke zunächst mit dem Kopf fest. Folge: doppelter Dammschnitt (und Riss der Scheide), Saugglocke, auf den Bauch „schmeißen“ von einer Ärztin (insgesamt 3 Ärzte + Hebamme), die anderen haben gezogen/geschnitten.
Dann hatten alle gedacht „super, jetzt wird es einfach“, aber nee! Nabelschnur 3x um den Hals und dann steckte auch noch die Schulter fest, obwohl es dann eigentlich hätte schnell gehen müssen. Also wurde an mir rumgezerrt, damit das Becken sich bewegt und mein Sohn endlich seinen Weg ganz raus findet. 25-30 Presswehen, schätzen mein Mann und ich. Wir haben es geschafft, aber der Kleine wurde sofort von den Kinderärzten zur Untersuchung weggenommen, weil er schon leicht blau angelaufen war.
Ich durfte erst drei Stunden später zu ihm, hatte also kein Bonding, kein erstes Stillen etc.
Nach insgesamt 10 Tagen in der Kinderklinik wegen extremer Anpassungsschwierigkeiten durften wir zwar endlich nach Hause, aber ich habe die Geburt nie wirklich verarbeitet. Die drei Stunden ohne meinen Sohn gibt mir keiner wieder und das war irgendwie schlimmer als die ganze Geburt.
Ich wollte mir immer Hilfe holen, bin aber irgendwie nie dazu gekommen.

Nun habe ich vor zwei Tagen unser zweites Kind bekommen:
Von Beginn der SS an habe ich immer mal wieder an das Thema „Kaiserschnitt“ gedacht, um wenigstens die ersten Momente zu haben, die mir beim ersten Mal so fehlten. Aber irgendwie wollte ich trotzdem eine normale Geburt. Und die hatten wir auch! Auch wenn Wochen vorher immer wieder alles von der ersten hoch kam und ich viel geweint habe, wollte ich es versuchen.
Alle haben vorher gesagt: „du wirst für die erste Geburt entschädigt“, aber dran glauben konnte ich kaum.
Ein paar Tage vorher hatte ich immer mal wieder Wehen, die aber über Nacht nachließen. Vor zwei Nächten aber nicht, also sind wir ins KH. Dort um kurz nach 6 angekommen wurden die Wehen schnell heftig und die Blase sprang. Um kurz nach 8 war unsere Tochter geboren. Größerer Kopfumfang und mehr Gewicht als der Bruder und trotzdem alles ohne Komplikationen und mit nur 3 Presswehen!

Wer ein zweites Kind haben möchte, dem kann ich nun nur raten: wartet nicht so lange, denn eine bessere Verarbeitung als eine zweite Geburt (die dann ja in der Regel ganz anders und viel besser abläuft), gibt es nicht! Und wer kein zweites möchte (oder erstmal nur nicht), der sollte auf jeden Fall mit seinem Arzt über mögliche psychiatrische Hilfe sprechen!
Klar denke ich noch an die erste, aber nun mit ganz anderen Gefühlen...
gast.2824920
5. Dez 2017 14:09
Re: Traumatische Geburt verarbeiten
@Ruby33: wie hast du die Geburt verarbeitet? Hast du dir professionelle Hilfe geholt?

@sunny.nina: Es freut mich sehr zu hören, dass deine zweite Geburt dich für die Erste entschädigt hat. Hut ab, dass du deine Angst überwunden hast und dich nochmal getraut hast. Bei mir ist es momentan so, dass ich gar nicht an ein zweites denken möchte. Mir aber immer gewünscht habe, dass meine Kinder keinen großen Altersunterschied haben. Die Ärzte haben mir zwar sofort versichert, dass das nicht nochmal passieren muss und man beim zweiten Mal besser vorbereitet ist und Vorkehrungen treffen wird. Ich weiß auch nicht ob ich die Schwangerschaft genießen könnte vor lauter Angst.
Mama2102
5. Dez 2017 21:49
Re: Traumatische Geburt verarbeiten
Hallo,
Ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen. Die 2.te Geburt hat mich entschädigt für alles was bei unserem großen Sohn passiert ist. Es war ein unvergessliches Erlebnis.
Und ich hoffe wir bekommen noch ein 3.Kind und ich hoffe das es auch wieder eine Spontangeburt wird wo ich das Baby sofort bei mir habe.
Alles Liebe wünsche ich dir.
Rede über deine traumatische Geburt, dann kannst du es besser akzeptieren und verarbeiten.
gast.2759508
6. Dez 2017 14:06
Re: Traumatische Geburt verarbeiten
Da ich zu diesem Zeitpunkt noch in Therapie war konnte ich es mit meinem Therapeuten besprechen. Es hat mir wirklich geholfen.
gast.2883316
5. Jan 2018 16:08
Re: Traumatische Geburt verarbeiten
Aber ich hätte einfach so viel Angst ein zweites Kind zu bekommen. Man hört zwar öfters dass es bei der ersten Geburt immer am Ende etwas schwierig wird. Aber warum sollte ich nicht ein zweites mal passieren. Ich habe immer noch so viel Horror Vorstellungen nach dem Erlebnis und beneide jede Mutter um eine schöne natürliche Geburt.
gast.1809031
16. Jan 2018 21:00
Re: Traumatische Geburt verarbeiten
Ich habe ähnliches erlebt und bekam fast eine Depression und bin nervlich total abgerutscht. Zur Beruhigung habe ich Neurodorin Tabletten genommen, die sind homöopathisch. Und was mir total geholfen hat war ein so genanntes Heilbad mit meiner Tochter. Google das mal, es wirkt wirklich wunder.
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