"Sinnfrage"

Hallo,

ich habe da etwas, das mich jetzt schon seit einiger Zeit beschäftigt und ich muss es jetzt einmal loswerden.
Ich bin 32 Jahre alt, verheiratet und habe einen fast dreijährigen Sohn. Im Januar habe ich mir die Spirale ziehen lassen, der Plan war, dass ich meinem Körper zunächst etwas Zeit gebe, sich wieder umzustellen und normal zu funktionieren (so ca. ein halbes Jahr). Dann hätten wir wieder "geübt", denn wir wünschen uns ja auch noch ein Geschwisterchen für unseren Sohn.

Immer mehr und öfter denke ich allerdings an all die Kinder, denen es schlecht geht, die z.B. wegen Gewalt oder Vernachlässigung aus ihren Familien genommen werden mussten und die ein neues Zuhause suchen. Das ist echt schlimm, seitdem ich meinen Sohn habe, weil ich durch ihn erst am eigenen Leib gespürt habe, wie beschützenswert und toll Kinder überhaupt sind. Und ich frage mich eigentlich, und das ist gerade mein großes Problem und eine Sinnfrage, ob es nicht viel besser wäre, ein Kind zu adoptieren anstatt noch ein eigenes zu bekommen....

Auf der einen Seite ist schon der Wunsch da, ein Kind zu bekommen, das auch von meinem Mann und mir abstammt und ein leibliches Geschwister von unserem Sohn ist. Aber auf der anderen Seite weiß ich einfach, dass es im Grunde genommen auch echt viele, viel zu viele Menschen auf dieser Erde gibt, also warum sollte man nicht einem helfen, das eh schon auf der Welt ist und eine Familie sucht....?

Ich bin recht sozial eingestellt und würde mich gerne auch irgendwie bei irgendetwas engagieren, allerdings fehlt mir durch Kind, Haushalt, Job (30 Std./Woche) auch einfach die Zeit dafür.
Auch weiß ich nicht einmal, ob ich als Adoptivmutter so weiter arbeiten dürfte. Ich liebe meinen Job halt auch und tatsächlich sind wir auch auf mein Gehalt angewiesen. In meinem Umfeld gibt es niemanden, den ich fragen könnte, daher dachte ich, ich frage mal hier im Forum rum ob es Leute gibt, die mir entweder von ihren eigenen Erfahrungen berichten könnten, mal erzählen könnten, wie so etwas ablaufen könnte, an wen man sich wenden muss, ob es Gleichgesinnte gibt usw. ...

Danke fürs Lesen

Hallo Kim,

ich kann dich gut verstehen. Auch wir wünschen uns ein Geschwisterchen für unseren Sohn (wird im Juni 3), aber es klappt einfach nicht. Wir waren inzwischen schon im Kinderwunschzentrum, haben unsere 3 Versuche Insemination mit Stimulation durch (bei unserem Sohn hats im ersten Versuch geklappt) und sind nun gerade mitten im Krankenkassenwechsel weil unsere KK nur die Hälfte einer künstlichen Befruchtung finanziert, es aber welche gibt die unterstützen mit 100%.

Da macht man sich schon Gedanken was wenns gar nicht mehr klappt... Ich war schon immer offen für ein Pflegekind, schon vor dem ersten eigenen Nachwuchs habe ich immer gedacht irgendwann hilfst du mal einem armen Würmchen was es bisher nur schwer im Leben hatte. Beruflich kenne ich auch einige Heimkinder und Pflegekinder und sehe wie liebenswürdig sie sind.

Mein Mann ist allerdings wenig begeistert, auch Adoption kam für ihn spontan nicht in Frage, er glaubt nicht dass er ein Kind was nicht "sein Blut" ist lieben könnte... Wenn es ein Baby ist kann er es sich eventuell noch vorstellen, aber in unserem Alter 36 und 34 Jahre weiß ich gar nicht ob wir überhaupt noch einen Säugling bekommen würden. Er meint jedoch da wäre immer die Ungewissheit was in der Vergangenheit passiert ist, die Mutter könnte während der Schwangerschaft Alkohol oder Drogen genommen haben die dem Kind dauerhaft schaden. Ich kenne beruflich tatsächlich einige Kinder mit dem fetalen Alkoholsyndrom und habe großen Respekt vor den Pflegeeltern die sich ihrer angenommen haben, aber würde ich das selbst auch schaffen?

Bei Pflegekindern ist zusätzlich noch die Schwierigkeit dass man oft die Erlaubnis einholen muss, es ist nicht das Eigene... Man will das beste fürs Kind aber kann nicht frei handeln. Im Schlimmsten Fall "darf" es irgendwann wieder zurück in die Problemfamilie weil die Eltern Besserung gelobt haben. Ich wollte immer 2 Kinder, ein Pflegekind hätte ich als drittes hinzugenommen.

Ich hoffe ich konnte dir mit meinen Gedanken dazu helfen...