Überfüttern: Pre/1er vs. Muttermilch

Wahl der richtigen Milch, Fläschchen-Zubereitung und vieles mehr!
Expertenforum
Traumwaechter
24. Apr 2020 13:13
Überfüttern: Pre/1er vs. Muttermilch
Liebes Experten-Team,

Ich sehe mich auch beim 2. Kind in der glücklichen Lage, voll stillen zu können. Durch das Mitlesen hier im Forum ist bei mor allerdings eine allgemeine Frage aufgetaucht, die Sie vielleich beantworten können.

Sowohl bei Muttermilch als auch bei den Pre-/1er-Nahrungen heißt es, dass diese vollkommen nach Bedarf gefüttert werden können. Auch die Angaben auf den Packungen sind nur Richtwerte, weil jedes Kind individuelle Bedürfnisse hat. Bei einer zubereiteten Milchflasche ist nun so, dass diese immer XX kcal / 100 ml hat. Zumindest wird hier im Expertenforum immer darauf gepocht, die Zubereitung exakt nach Anleitung vorzunehmen.
Dementsprechend nimmt ein Kind ja nun auch immer diese XX kcal / 100ml zu sich, egal, ob es nur Durst hat oder richtig hungrig ist. Eine zusätzliche Gabe von Wasser oder Tee ist bei pre/1er ja nicht notwendig.

Wenn ich mir im Vergleich nun das "Wunderwerk Muttermilch" anschaue, komme ich ins grübeln: bei Muttermilch bekommt das Baby zunächst nur die wässrige Vordermilch und kann seinen Durst löschen. Erst wenn es dann weiter trinkt, kommt die nahrhafte und länger sättigende Hintermilch gegen den Hunger. Zusätzlich verändert sich der Kaloriengehalt der Muttermilch, je nachdem, wie oft das Kind trinkt: oft trinken = geringer Kaloriengehalt, selten trinken = höherer Kaloriengehalt. Zusätzlich passt sich die Zusammensetzung dem jeweiligen Entwicklungsstand und den Bedürfnissen ab (Muttermilch von Frühchen ist z.B. anders zusammengesetzt als von reif geborenen Kindern).

Mir ist natürlich klar, dass eine Flaschennahrung das nicht 1:1 abbilden und leisten kann. Was mich immer wieder wundert, ist die Aussage, eine Überfütterung mit Anfangsnahrung ist nicht gegeben. Immerhin ist es ja so, dass es sich hierbei um "fixe XX kcal / 100ml" handelt, im Gegensatz zu "variable kcal / 100ml" bei Muttermilch. Wie passen diese beiden Sachen (keine Überfütterung vs. Fixe Kalorienzufuhr pro 100ml) dann zusammen?


Da ich selbst als Flaschenkind groß geworden bin, hab ich diese Frage auch meiner Mutter gestellt. Zu ihrer Zeit wurde maximal die Anzahl Milchflawchen auf der Packung gegeben, dazwischen Wasser bzw. Tee - was aber, wenn ich es hier im Forum richtig mitbekommen habe - nicht mehr Stand der aktuellen Erkenntnisse ist.

Ich hoffe, Sie können meine Verwirrung auflösen.

Vielen Dank schon jetzt!
HiPP-Elternservice
28. Apr 2020 11:28
Re: Überfüttern: Pre/1er vs. Muttermilch
Liebe „Traumwaechter“,
wunderbar, dass das Stillen auch bei Ihrem 2. Kind wieder so gut klappt. Muttermilch ist und bleibt das Beste fürs Baby, das steht außer Frage.

Muttermilch ist der Goldstandard an dem sich die Wissenschaft und Forschung und natürlich auch wir uns als Hersteller von Säuglingsmilch orientieren. Selbstverständlich lässt sich die Muttermilch nicht eins-zu-eins nachbilden. Insbesondere die komplexe Struktur aus Vormilch und Hintermilch bleibt unerreicht.

Es gibt Studien und Berechnungen wie eine Säuglingsmilch möglichst optimal zusammengesetzt sein soll, das betrifft auch den Kaloriengehalt. Natürlich entwicklen sich auch Nahrungen und Empfehlungen immer weiter. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse fließen dabei in die gesetzlichen Vorgaben, wie es gerade mit der neuen EU-Verordnung zu Säuglingsnahrungen passiert. Unter anderem wurde die Dosierung an den empfohlenen Energiebedarf nach dem Vorbild Muttermilch angepasst. Somit ist Säuglingsmilchnahrung künftig noch besser auf die besonderen Bedürfnisse der Kleinsten ausgerichtet.

Die Angaben zu Trinkmengen auf den Packungen bleiben selbstverständlich auch weiterhin nur Richtwerte. Gesunde Babys können ihren Hunger und Bedarf selbst sehr gut regulieren und trinken so oft und so viel sie brauchen. Die lange Erfahrung zeigt, auch nicht gestillte Säuglinge können mit Flaschennahrung individuell ihren Hunger und Durst gleichermaßen gut stillen, ohne sich dabei zu überfüttern. Ist ein Kind nach der angebotenen Flasche noch nicht satt, wird etwas mehr angeboten, andererseits können auch Reste im Fläschchen verbleiben, wenn ein Baby gesättigt ist. Eltern merken selbst sehr schnell, mit welcher Menge und welcher Anzahl an Fläschchen das Baby zufrieden ist und was ihm gut tut.

Es gibt von der EFSA (Europäische Lebensmittelbehörde) eine „Scientific Opion on the essential composition of infant and follow-on Formulae“ https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/do ... .2014.3760
Auf den Seiten 12-15 finden Sie ausführliche Informationen zum Energiebedarf und zum Energiegehalt von Muttermilch und Säuglingsnahrungen.

Es grüßt Sie herzlichst
Ihre HiPP Expertin
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