Wir sind im Juni nach 11 Jahren wieder in unsere Heimat gezogen.
Unsere Tochter ist nun 9,5 Monate alt.
Ich wohne am Rand von Dresden und komme ohne Fahrkarte kaum weit (Monatskarte kostet mich 53,50 Euro
Ich brauche gar keinen Rat sondern muss es mir einfach von der Seele schreiben.
Mein Freund und ich sind 17 Jahre zusammen.
Wir haben schöne Dinge zusammen erlebt aber überwiegend negative Erlebnisse (Bsp. : er hat mich mehrfach betrogen).
Weitere, eigentlich negative, Umstände haben mir den Traum vom Baby erfüllt.
Mein Freund fand hier sofort einen neuen Job, verdient aber leider nur 1/3 seines ehemaligen Gehaltes.
Wir mussten vorerst eine günstige Wohnung in einer Plattenbausiedlung nehmen (Umzug voraussichtlich nächstes Jahr).
Das Klientel, welches hier wohnt, ist nicht so rosig aber das wussten wir.
Der Arbeitsplatz /die Firma meines Freundes ist am anderen Ende der Stadt. Gearbeitet wird generell von 7 - 16 Uhr, sind feste Zeiten.
Durch den Feierabendverkehr ist er gegen 18.30 Uhr /19 Uhr zu Hause, spielt dann nur auf seinem Handy und verbringt damit auch gehe 30 Minuten auf der Toilette.
Zwischen uns ist es, seit die kleine da ist, sehr abgekühlt. Ein Kuss wird gegeben weil man das gewohnt ist.
Wir unternehmen auch als Familie eigentlich nicht wirklich etwas. Ok, die kleine ist noch kein Jahr alt.
Ich weine, nach wie vor, jeden Tag heimlich.
Er unternimmt am Sonntag auch mal etwas alleine mit unserer Tochter, damit ich mich um mich kümmern kann.
Nun bin ich aber sonst alleine mit ihr, den ganzen Tag. Wenn ich mir mal eine Monatskarte für den ÖPNV leiste, bin ich bei meinen Eltern oder treffe mich ab und zu mit Freunden. Allerdings haben die auch kleine Kinder und da muss ein Treffen eben auch mal spontan abgesagt werden.
Liebe ist zwischen uns beiden irgendwie nicht mehr spürbar. Er kommt mir in seinem Verhalten auch keinen Millimeter entgegen. Mit ihm darüber sprechen habe ich aufgegeben. Er "beredet" nichts.
Sein Vater ist bereits 39 Jahre tot. Er kennt ihn nicht.
Mein Freund ist der älteste von 8 Geschwistern.
Er ist Bruder, Vater für seine Geschwister, Sohn und Ehemann - Ersatz für seine Mutter.
Er lässt es nicht offensichtlich heraushängen aber er hat eine dominante Art und Weise.
Ich war /bin eine von den leichtgläubigen Frauen, die tatsächlich denken /dachten /hoffen, mit einem gemeinsamen Kind würde es besser. Richtig schön. Eben Familie und Liebespaar.
Über solche Frauen dachte ich mir früher meinen Teil und nun bin ich selber so eine, die nun doch resigniert hat.
Meine multiple Sklerose (Diagnose März 2020) war für ihn keineswegs ein Trennungsgrund. "Wir schaffen das gemeinsam" sagte er.
Nun habe ich beim neuen Neurologen erfahren, dass ich noch immer aktive Entzündungsherde im Gehirn habe. Ich merke, dass ich "dümmer" werde. Keine äußerlichen Symptome. Ich leide nicht für jedermann offensichtlich.
Mein Selbstwertgefühl ist daher wieder im Keller. Ich habe auch keine Kraft mehr, mich aufzurappeln. Meine Angsterkrankung/soziale Phobie (NUR was allgemein eine Arbeitsstelle betrifft) tut ihr Übriges.
Wir sind irgendwie gefühlt keine Familie.
Es sind nur Mama, Papa und Tochter. Ein Mann und eine Frau, die ein gemeinsames Baby haben.
Mir spukt noch ganz viel im Kopf herum.
Aber das würde den Rahmen sprengen
Ich danke jedem, der sich die Mühe gemacht hat, meine Heulerei zu lesen.
Julia