Mein Kind isst und trinkt schlecht

Hallo
Unsere Tochter wird in wenigen Tagen 1 Jahr. Sie war schon immer eine meist eher schlechte Trinkerin. Ich konnte nicht stillen, daher hat sie Pre Milch bekommen. Sie hat nie sehr viel gewollt oder gebraucht. Mal hat sie phasenweise mehr oder weniger getrunken. Aber geliebt hat sie ihre Fläschchen nie so wirklich.
Mit 6 Monaten sind wir mit der Beikost gestartet. Bis vor kurzem haben wir den Mittagsbrei selbst gekocht. Line war aber immer sehr wählerisch und mochte nur wenige gekochte Breie. Irgendwann wollte sie garkeinen mehr. Jetzt bekommt sie Gläschen.
Morgens hat sie eine Weile ganz gut Schmelzflocken mit Obstgläschen gegessen.
Abends ginge lange Zeit Hirsebrei gut.
Inzwischen klappt nichts mehr gut. Eigentlich will sie garkeinen Brei mehr. Jede Mahlzeit ist eine Herausforderung und stresst mich. Wenn Essen überhaupt geht, dann mit Singen, ablenken und den Kasper für sie machen. Und auch dann endet die Mahlzeit oft im Chaos. Sie wehrt den Löffel ab oder spuckt das Essen aus oder sie öffnet den Mund nicht.
Ich bekomme dann immer eine Krise vor Sorge.

Ich weiß, dass Line vermutlich keine Lust mehr auf Brei hat und sehr gerne würde ich ihr nur noch normales Essen anbieten. Das Problem ist, dass Line noch nicht viel schafft. Entweder zerkleinert sie das Essen und spuckt viel wieder aus oder sie braucht ewig für sehr kleine Mengen. Sie mag gerne selbst essen und das ist gut. Jedoch sind die Mengen die im Bauch landen viel zu klein. Oft spielt sie auch mit dem essen oder wirft es vom Tisch.
Sie bekommt schon seit Monaten fingerfood nach dem Brei. Trotzdem klappt es nicht gut und andere Kinder können schon viel müheloser mehr essen.

Inzwischen wird es immer unmöglicher ihr Brei zu geben und daher isst sie viel weniger.
Vor kurzem hat sie noch drei Milchflaschen getrunken, aber auch diese will sie nicht oder trinkt nur wenig davon. Manchmal kann ich ihr dann noch im Halbschlaf was geben.
Nachts trinkt sie nichts mehr und wenn sie wach wird trinkt sie höchstens 100 ml. Manchmal auch weniger oder nichts.
Vor dem Mittagsschlaf trinkt sie zwischen 150-200 ml
Und vorm schlafen ganz unterschiedlich zwischen 80-200 ml.
Aber Lust auf ihre Flaschen zeigt sie nie und Lust aufs Essen auch nicht. Höchstens über das fingerfood freut sie sich.
Wasser, Tee und Kuhmilch trinkt sie auch nur wenige schluck am Tag. Sie wehrt es ab.
Unsere Kinderärztin empfiehlt nur noch zwanglos eine einzige Breimahlzeit am Tag anzubieten und ihr sonst nur normales Essen zu geben.
Ich mache mir große Sorgen, dass sie zu wenig isst und abmagert (momentan hat sie noch Normalgewicht). Auch vor zu wenig Flüssigkeit habe ich Angst.
Was würden Sie raten? Ich wünsche meiner Tochter Freude am Essen und ich möchte kein Theater mehr machen und sie ablenken oder drängen.
Jetzt gerade ist sie erkältet, da läuft essen und trinken noch schwieriger. Heute Mittag hat sie geweint und den Brei komplett verweigert.
Sie hat dann nur fingerfood bekommen. Brötchen, gedünstete Möhre, etwas Mozzarella. Sie fand es wieder gut selbst zu essen. Aber es sind nur kleine Mengen.

Liebe „MySweetLine“,

ich kann so gut nachvollziehen, wie belastend diese Situation für Sie als Mutter ist. Man will einfach nur das Beste für sein Kind und möchte, dass es sich gesund und ausgewogen ernährt.

Nehmen Sie aber nun diese Last von Ihren Schulter und sehen Sie das Positive: Ihr Mädchen hat Normalgewicht und entwickelt sich toll – Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen. Dass Kinder phasenweise sehr wenig oder so gut wie gar nichts essen, kommt immer wieder vor und die Natur hat das miteingeplant. Auch zeigt Ihre Kleine Ihnen genau was sie möchte und ich finde das prima.

Druck und Stress hemmen das Essen. Line hat feinste Antennen und spürt Ihren innigen Wunsch, sie möge doch endlich richtig und ausreichend essen. Auch wenn es schwerfällt – lassen Sie Ihre Kleine in nächster Zeit essen wie sie möchte. Bieten Sie ihr eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf ihrem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie sie einfach mal in Ruhe!

Schauen Sie nicht auf ihren Teller, maßregeln Sie sie nicht, motivieren Sie sie nicht, interessieren Sie sich nicht für ihr Essverhalten. Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge.

Leben Sie Ihrem Kleinen als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie ihr wie viel Freude das Essen macht, und dass es so viele schmackhafte Gerichte gibt.

Sie können bei der Ernährung nichts erzwingen. Freuen Sie sich darüber, dass Ihre Kleine so interessiert am Familientisch ist, wenn auch noch in der Menge wenig. Das kann sich alles noch ausbauen.

Vertrauen Sie darauf – Line holt sich schon das was sie braucht. Auch wenn Eltern immer wieder meinen ihr Kind isst quasi nichts oder nur sehr wenig, ist das in der Realität doch oft mehr als man denkt.

Bei der Milch macht Line es genau richtig und trinkt immer weniger davon. Ab dem zweiten Lebensjahr braucht sie nur noch etwa 300mL Milch inklusive der anderen Milchprodukte aus. Am besten auf zwei-drei Mahlzeiten am Tag verteilt.

In diese Empfehlung wird einberechnet: die Trinkmilch, das Müesli, der Milchbrei, der Käse auf dem Brot, ein Joghurt zwischendurch. Auch andere milchhaltige Mahlzeiten wie Milchreis, Pudding, Pürees mit Milch, Milchshakes, mit Käse überbackene Aufläufe etc. sind geeignet und zählen dazu. Am besten ist immer ein Mix an verschiedenen Milchprodukten.

Wird die Milch weniger kann auch mehr Appetit auf die feste Kost kommen und der Durst auf Wasser. Den stillt Ihr Mädchen im Moment noch komplett über die Milch.

Hier ein Überblick, wie ein Speiseplan fürs Kleinkindalter aussehen kann:

Morgens: Milch + Brot oder Müesli
Vormittags: Obst, Gemüse + Knabberei, nur Knabberei, nur Gemüse, Obst oder Getreide-Obst-Brei, hin und wieder ein kleiner Joghurt
Mittags: Gemüse, Beilage und 2-3 mal pro Woche Fleisch und einmal pro Woche Fisch
Nachmittags: nach Bedarf etwas Obst, Gemüse + Knabberei oder Getreide-Obst-Brei, hin und wieder ein kleiner Joghurt
Abends: Milchbrei mit Obst/Gemüse oder Brot + Käse plus Gemüsesticks, Milch, Müesli

Und ein ganz wichtiger Rat: auch wenn es schwerfällt – vergleichen Sie Line nicht mit anderen Kindern. Jedes Kind ist einzigartig, auch beim Essen.

Genießen Sie die Mahlzeiten mit Ihrer Kleinen – sie macht das toll!

Alles Liebe und herzliche Grüße
Ihre HiPP Expertin