Kind verweigert Essen

Guten morgen
Meine Tochter wird diese Woche 1 jahr. An sich war sie immer eine gute Esserin. Nur beim zahnen und während den Sprüngen isst sie schlechter und möchte mehr Milch.

Momentan ist es aber ganz schlimm. Das essen stellt sich fast jeden Tag als Kampf heraus.

Sie isst ein paar Löffel oder nimmt ein paar bissen zu sich, dann ist aber wieder vorbei oder sie spuckt das Brot oder ähnliches aus.

Ich biete ihr gerade zum Frühstück verschiedenes an, mal einen Milchbrei, Brot oder Obstbrei... Selten isst sie diesen und wir landen wieder bei der Milch. Ich Stille noch. Mittags isst sie meist auch nicht auf, abends dann das selbe.

Wir sind momentan wieder ständig am stillen. Auch nachts kommt sie 2 bis 3 mal. Die ganze zeit lang habe ich nachts bei Bedarf gestillt und abends als ritual vorm schlafen gehen. Ggf. Gab es morgens auch noch Milch je nachdem wann sie wach war.

Es stresst mich sehr da ich Angst habe dass sie Gewicht verliert. Diesen Druck spürt sie sicherlich. Ich schenke ihr durch dieses Theater sehr viel Aufmerksamkeit.

Wie verhalte ich mich am besten? Soll ich ihr ständig die Brust anbieten oder soll ich wirkich warten bis sie ordentlich hunter hat? Was aber wenn sie trotzdem nichts isst.

Was für Alternativen kann ich ihr anbieten?

Ich weiss momentan nicht weiter. Der ganze Tag dreht sich ums Essen...
Trinken klappt super also Flüssigkeit bekommt sie genug. Die Brust nimmt sie eigentlich auch immer an.
Aber ich kann doch nicht zurück zum voll stillen...

Zahnen spielt momentan schon offensichtlich eine Rolle aber sie muss doch trotzdem essen.

Soll ich ihr über den Tag verteilt ständig etwas anbieten oder wirkich nur zu den Mahlzeiten?

Wie viel muss ein 12 Monate altes Kind überhaupt essen?

Ich hoffe ich habe mich nicht zu verwirrend ausgedrückt.

Liebe Grüße

Liebe „Grumpycat19“,

bitte verzweifeln Sie nicht.

Sie schreiben Ihre kleiner Schatz war immer eine gute Esserin – das hört sich gut an. Auch wenn Ihre Kleine im Moment nicht so viel Freude am Essen zeigt und die Milch bevorzugt.

Viele Eltern kennen diese Phasen und können ein Lied davon singen. Das ist eine ganz übliche Entwicklungsphase und ändert sich auch wieder. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so, wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht. Und dennoch gedeihen sie! Diese Phasen hat die Natur schon mit einberechnet.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Sie sich Gedanken machen. Was sagt denn Ihr Kinderarzt zum Gedeihen Ihres Schatzes? Ist er zufrieden, dann darf Sie das ruhig bestärken.
Bitte setzen Sie sich nicht unter Druck. Wie Sie richtig schreiben, merkt das Ihre kleine Tochter. Am besten ist es wohl, wenn man keine allzu „große Sache“ daraus macht. Sonst lernt Ihr Mädchen nur, dass sie mit ihrer Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt.

Dazu kommt bei Ihrer Kleinen noch, dass Zähnchen im Anmarsch sind. Diese Phase kennen Sie ja bereits bei Ihrer Tochter. Viele Kinder mögen während des Zahnens nicht mehr so gerne essen/trinken wie gewohnt. Der Mundraum ist beim Zahnen sehr empfindlich. Es ist schmerzhaft, wenn der Löffel an die gerötete Zahnleiste stößt. Oft wird nur das Nötigste und Beliebteste gegessen oder getrunken - häufig ist es die Milch. Probieren Sie es mal aus Ihrer Kleinen die Speisen unerwärmt zu reichen, das empfinden die Kleinen oft als angenehm. Auch kann ein Beißring vor dem Essen für Linderung sorgen.
Das Stillen vermittelt Ihrer Kleinen in dieser Phase gerade Geborgenheit. Versuchen Sie dem Essverhalten Ihrer Kleinen deshalb im Moment nicht allzu viel Beachtung zu schenken. Sie werden sehen, das bringt auch wieder mehr Entspannung in den Familienalltag.
Ist der Zahnspuk vorbei, starten Sie einen neuen Versuch und probieren die Milch wieder zu reduzieren. Ihr Schatz soll dann lernen sich tagsüber wieder an festen Speisen zu sättigen. So wird die Milch automatisch wieder mehr und mehr zurück gehen.

Im zweiten Lebensjahr reichen insgesamt 300 ml Milch inklusive aller anderen Milchprodukte bereits aus, am besten auf 2-3 Portion über den Tag verteilt. In diese Empfehlung werden einberechnet: die Trinkmilch alleinig oder zum Brot, der Milchbrei, das Müesli, der Käse auf dem Brot, ein Joghurt zwischendurch. Auch andere milchhaltige Mahlzeiten wie Milchreis, Pudding, Pürees mit Milch, Milchshakes, mit Käse überbackene Aufläufe etc. sind geeignet und zählen dazu. Am besten ist immer ein Mix an verschiedenen Milchprodukten.

Probieren Sie es mal so: Mag Ihre Tochter nicht weiteressen, dann machen Sie ein kleines Päuschen, bieten aber danach nicht die Milch an, sondern füttern wieder weiter. Wenn es im Anschluss keine „sichere“ Milch mehr gibt, dann erhöht sich die Verzehrsmenge ganz automatisch. Vertrauen Sie auf das Hunger- und Sättigungsgefühl Ihres Mädchens.

Hier habe ich noch folgende Tipps für Sie:

* Sorgen Sie für einigermaßen feste Essenszeiten. Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen.
* Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc. Also ruhig auch mal den Appetit zum Gehilfen nehmen.
* Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrer Tochter an den Tisch und greifen auch Sie selbst mit Genuss zu. Sie sind das Vorbild. Ihre Kleine wird Sie nachahmen.

Sicher wird „der Knoten bald platzen“ und Ihre kleine Maus zeigt wieder mehr Freude am Essen. Nehmen Sie den Druck von sich und sehen Sie die Situation bis dahin ganz entspannt. Erzwingen lässt sich hier nichts.

Ihnen und Ihrem Mädchen wünsche ich alles Liebe & Gute!

Herzliche Grüße
Ihre HiPP Expertin