Kleinkind verweigert noch immer Brei

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Expertenforum
gast.2657712
17. Aug 2017 15:42
Kleinkind verweigert noch immer Brei
Hallo,
Meine Kleine ist 13 Monate.

Bis vor Ca. 2 Monaten hat sie hartnäckig Beikost jeder Art verweigert. D.h. sobald ich mit dem Löffel kam, hat sie die Hände gehoben, ihn abgewehrt und den Kopf weggedreht. Wenn ich trotzdem weiter den Löfel hin gehalten hab, fing sie irgendwann an zu weinen.
Sie hat sich im ersten Jahr, auf anraten der KiÄ nur von PreMilch ernährt.

Bei der U6 Mitte Juni, fragte die KiÄ ob sie mittlerweile denn etwas Essen würde. Als ich dies verneinte, meinte sie, ich soll eine Flasche weglassen, damit sie Hunger bekommt. Hab ich getan, hat meine Kleine aber nicht interessiert, hat in dem Brei nur rumgematscht und überall verteilt. Sie hat sich auch keine feste Nahrung in den Mund gesteckt / stecken lassen, auch ihre orale Phase hat sie schon vor Monaten beendet, kaut nur noch auf der Tischplatte und Holzklötzen rum, Beissring nimmt sie auch keinen, bekommt aber jetzt auf einen Schlag die 4 ersten Zähne.

Meine KiÄ meinte nachdem das mit dem Flasche weglassen nicht funktioniert hat und es eine Schwester von ihr auch nochmal versucht hat, mit dem selben Ergebnis, das sie sich mal kundig macht.

Sie hat und schlussendlich in eine Klinik überwiesen, in der ein befreundeter Arzt von ihr die Kinder Station leitet. Im Laufe dieses Aufenthaltes stellte sich jedoch heraus, dass die Ärzte und Schwestern dort keine Ahnung von Esstörungen haben.
Sie bestanden darauf, das ich der Kleinen, weil sie geweint hat und der Mund offen stand, löffelweise den Brei reinschieb. Das hab ich jedoch abgelehnt, da sie den Mund ja nicht offen hatte, weil sie Brei wollte und der sowieso wieder rauskam (hatte ich schon bei einem Versuch einer Schwester gesehen).
Die eine Schwester meinte nun, ob sie es mal versuchen solle, sie hat sich die Kleine dann, wie einen Säugling wenn er ne Flasche bekommt, festgeklemmt, ein Arm hinter ihren Rücken usw, und drei Löffel Brei in das weinende Kind. Die Kleine hat auch geschluckt, denke aber nicht, das das freiwillig war. Als sie sich wieder hinsetzten durfte, ist der restliche Brei aus ihrem Mund gelaufen.
Ich war im ersten Moment so perplex, das ich nicht reagieren konnte, hab ihr die Kleine dann weggenommen und keine Schwester mehr an sie ran gelassen.
Am Nächten Tag, letzten Sonntag, hab ich sie auf meinen Schoss genommen, zum Mittagessen, einen Löffel in die Hand gedrückt und matschen lassen. Sie hat den Löffel auch zweimal abgeleckt. Die Nächsten Tage ging das so weiter, wobei es aber eher die Finger waren, hat sie bis dahin auch nie gemacht, sobald da Brei dran war, hat sie die hochgehalten bis sie sauber waren, oder irgendwo am Stühlchen abgeschmiert.
Am Dienstag zum Abendessen hat sie ne Scheibe Weissbrot mit Butter bekommen und auch daran rumgenuckelt und die Butter abgeleckt.
Den Ärzten in der Klinik war das aber nicht genug.
Zum Abschluss Gespräch meinte die Ärztin zu mir, "Das Kind muss lernen Brei zu essen, bevor ich ihr Brot geben kann" wahrscheinlich auch noch per Fütterung.

Ich kann mir das nicht vorstellen, das es sinnvoll sein soll, ein Kind das endlich Interesse an Essen entdeckt hat, eine Breifütterung zu erzwingen. Sie lehnt das ja nach wie vor ab, ich müsste also Zwang ausüben.

Mit meiner KiÄ hab ich noch nicht wieder gesprochen, da wir gestern erst nach Hause kamen und sie für ein Gespräch erst am Montag Zeit hat. In der Klinik sind div. Tests gemacht worden, die alle unauffällig waren. Das Gewicht der Kleinen beträgt bei 74 cm knapp 8kg und "stagniert" seit ca 3 Wochen, denk ich...waren zwei verschiedene waagen und in 5 tagen 200 g unterschied nach oben. Sie bekommt jetzt seit letzter Woche die 1er milch.

Muss die Kleine jetzt erst Brei Essen lernen, oder kann ich sie weiterhin am Brot usw. nuckeln lassen?
Sie würde doch sicher auch vom Zuschauen lernen, wie man mit einem Löffel ist?
Ist es möglich, das ein Kind das noch nie wirklich Brei / Beikost gegessen hat, die Flasche vorzieht, weil die leichter ist?

Danke schon mal für hoffentlich hilfreiche Antworten
HiPP-Elternservice
18. Aug 2017 09:29
Re: Kleinkind verweigert noch immer Brei
Liebe „evygirl16“,
Danke, dass Sie uns so viel Vertrauen entgegenbringen und unsere Meinung erfragen.

Zunächst zu Ihrer letzten Frage. Ihre Kleine hat zwar noch nie „richtig“ Brei bzw. feste Kost gegessen. Sie hat aber dennoch ihre Erfahrungen damit gemacht und weiß genau, dass die Flasche weniger anstrengend ist und schneller satt macht als das feste Essen. Auch spürte Sie den Druck der auf ihr lag, sie möge doch endlich was Ordentliches essen. Druck und Zwang sind erfahrungsgemäß für langfristige Erfolge und Freuden keine guten Helfer.
Sie haben es als Mama ganz richtig gemacht, wenn Sie keinen Zwang beim Essen einsetzen.

Ich finde es hocherfreulich, dass Ihr Mädchen sich nun freiwillig an das Essen herantastet. Auch wenn es zunächst nur kleine Kennenlern-Schritte sind, Ihre Tochter leckt den Löffel ab und nuckelt am Brot. Das ist nach dieser langen Geschichte ein großer Durchbruch! Da können Sie bei sich als Mutter jetzt diesen immensen Druck endlich loslassen und mit neuem Elan und neuer Freude ans Essen gehen. Eine befreite Esssituation kann Wunder wirken.

Nehmen Sie Ihre Kleine mit an den gemeinsamen Esstisch. Bieten Sie ihr zwanglos unterschiedlichste Speisen – natürlich noch kindgerecht zubereitet (wenig gewürzt, nicht scharf oder frittiert) – an und lassen Sie sie soweit es geht in Ruhe. Vermeiden Sie zu große Aufmerksamkeit. Vermitteln Sie Ruhe und Freude beim Essen. Zeigen Sie Ihrer Kleinen wie gut die verschiedenen Lebensmittel schmecken, aber übertreiben Sie dabei auch nicht.

Es gibt immer wieder mal Kinder, welche sich mit der passierten Kost gar nicht anfreunden können und diese einfach „überspringen“ und sich gleich an die stückige Kost machen.
Unterstützend kann es in Ihrem Fall schon sein, auch bei der Milch etwas zurückzugehen und so den Hunger zu fördern. Bieten Sie doch auch mal zu ein-zwei Mahlzeiten die Milch nur noch aus einer Tasse/einem Becher an. Auch das ist altersgerechter und fördert die Entwicklung zum Kleinkind. Wie bei alle wird auch hier Übung gefragt sein. Aber haben Sie immer im Kopf: Kinder können sooo viel lernen.

Lassen Sie Ihren Schatz weiter wo möglich selbst mit einem Löffel oder ihren Händen mehr selbstständig werden und „experimentieren“. Lebensmittel im wahrsten Sinne des Wortes zu "begreifen" ist hier ein wichtiger Schritt. Auch wenn das am Anfang noch nicht so gut klappt und zu Beginn die Mengen meist nicht so üppig ausfallen und es dauert und Zeit in Anspruch nimmt. Ihr Mädchen wird sich wie alle anderen gesunden Kinder auch an die feste Kost gewöhnen. Da bin ich mir sicher. Einige brauchen dafür viel Zeit und Geduld.

Ich drück Ihnen die Daumen, dass der Knoten bald platzt! Eines Tages macht es „klick“ und Ihre Tochter hat kapiert, dass es außer der Milch ja noch so viele Lebensmittel gibt, die gut schmecken und auch satt machen.

Berücksichtigen Sie bitte momentan auch den Durchbruch von vier ersten Zähnen! Da haben viele Kinder ihre Befindlichkeiten und der Mundraum ist u.U. sehr empfindlich. Vielleicht ist dieser Durchbruch danach auch der Start für mehr Essen wie die Großen. Mit Zähnen isst es sich bekanntlich gleich besser.

Alles Gute und viel Entspannung und Freude bei den gemeinsamen Essen wünscht
Ihr HiPP Expertenteam
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