Väter Depressionen

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Elternforum
gast.2379452
23. Jan 2017 16:39
Väter Depressionen
Hallo,

Gibt es hier Mamas, wo der Papa nach der Geburt an Depressionen erkrankt ist?

Man liest immer Mal wieder, dass es bei Mamas Auftritt aber von den Papas liest man diese nicht :/

Liebe Grüße
Svenja
Kerstin1811
23. Jan 2017 18:01
Re: Väter Depressionen
Hallo Svenja,

bei meinem Onkel war das der Fall. Mein Cousin war ein Frühchen, meine Tante musste eine Woche stationär bleiben, war aber in einem anderen KH als mein Cousin, und mein Onkel hatte jede Menge Stress.

Für die Männer ändert sich mit der Geburt aber auch ohne solche Komplikationen viel. Deswegen kann ich mir schon vorstellen, dass es Männer auch treffen kann.

Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt. Leider sind Plätze zur ambulanten Psychotherapie rar. Umso wichtiger ist es, dass der Hausarzt den Zustand einschätzt. Ggf kann er schon weiterhelfen.

Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter.
gast.2379452
23. Jan 2017 19:28
Re: Väter Depressionen
Hallo Kerstin,

Der Hausarzt war nicht sehr hilfreich :(

Er sagte, es wäre nicht seine Baustelle. Gab ihm eine Liste mit Psychologen und fertig.

Kind und Mutter sind wohlauf. Probleme gibt es keine. Auch keine finanziellen Probleme oder sonstiges.

Der Prozess läuft schon etwas länger, nun sind wir an einen Punkt, wo es nicht mehr funktioniert ohne Hilfe.....
Kerstin1811
23. Jan 2017 20:52
Re: Väter Depressionen
Hallo Svenja,

die Therapeutensuche ist sehr schwierig. Es gibt zu wenige Therapeuten, weil der Bedarf auf den Werten der 1990er gedeckelt wurde. Dabei ist heutzutage der Bedarf sehr groß.

Man muss also nicht nur einen Therapeuten finden, der einen Platz frei hat, sondern "die Chemie" zwischen Therapeut und Patient muss stimmen. Sonst kann man sich die Therapie sparen. Ich spreche leider aus Erfahrung.

Die Kassen übernehmen auf Antrag auch Therapien bei Therapeuten ohne Kassenzulassung, sofern
1. man nachweisen kann, dass Therapeuten mit Kassenzulassung innerhalb 6 Monaten keinen Therapieplatz anbieten können
2. es sich um einen Psychologen oder Facharzt für Psychotherapie handelt

Wenn es gar nicht mehr geht, besteht immer die Möglichkeit, eine Klinik für psychische Erkrankungen aufzusuchen. Wenn man dort glaubhaft macht, dass man ohne Hilfe eine Gefahr für sich oder andere darstellt, wird man auch ohne Einweisung aufgenommen (Info einer Freundin, die sich wegen Depressionen mehrfach so selbst eingewiesen hat).

Leider zieht eine Depression das gesamte Umfeld in Mitleidenschaft.

Viele tun das als "ach, jeder ist doch mal etwas depri" ab. Gut gemeinte Ratschläge wie "geh doch mal raus" oder "mach doch mal Sport" oder gar "früher hast du doch auch xyz gemacht" werden als Vorwurf oder Frontalangriff aufgefasst und verstärken die Depression eher. Man kann sich als Außenstehender sicher sein, der Erkrankte würde eigentlich nichts lieber tun, als einfach "mal rauszugehen oder Sport zu machen".

Der Umgang mit uns Depressiven ist wirklich nicht leicht. Wir verlieren den Zugang zu unseren Gefühlen. Das führt bis zur Selbstverletzung, um überhaupt wieder irgendwas zu fühlen.

Am besten ist es, einfach da zu sein, auch wenn man sich anschweigt. Manchmal funktioniert ein "komm, ich mach uns jetzt Kaffee", manchmal funktioniert es nicht. Gleichzeitig muss man versuchen, sich als Freund/Angehöriger selbst abzugrenzen, damit man nicht in die selben Grübelschleifen verfällt.

Eine Therapie bedeutet auch immer eine Veränderung. Therapeuten raten davon ab, während der Therapie große Entscheidungen zu treffen. Und es kann sein, dass es deinem Mann nach einer Therapie zwar besser geht, aber er "anders" ist als vorher. Es kann sein, dass er Grenzen setzt, die es vorher nicht gab.

Ich wünsche euch beiden alles Gute!

Wenn du Fragen hast, frag ruhig, gerne auch per PN, wenn dir das sonst zu öffentlich ist.

LG
gast.2379452
24. Jan 2017 09:08
Re: Väter Depressionen
Hallo Kerstin,

Danke für deine Antwort.

Mir ist bewusst, das sich einiges ändern wird, durch eine Therapie.
Ich bin aber schon länger an dem Punkt, wo ich sage, ich mach bzw kämpfe für mein Kind. Das es was von ihren Vater hat. Wenn die Partnerschaft dadurch zu Bruch geht, finde ich das zwar sehr schade aber möchte das er als Vater für sein Kind da ist.

Mir tut die kleine so leid..

Ich hab es einige Monate so hingenommen aber mittlerweile kann auch ich nicht mehr so wirklich
Aber ich werde alles für mein Kind tun

Ein Familienleben gibt es nicht. Finde das sehr schade. Für irgendwelche Aktivitäten würde ich gerne meinen Mann entscheiden lassen aber er hat immer keine Ahnung und ist total überfordert
Ihm ist zudem auch alles egal.

Da bzw anwesend sind wir aber wir nerven ihn nur.


Liebe Grüße
Svenja
Kerstin1811
24. Jan 2017 10:12
Re: Väter Depressionen
Hallo Svenja,

kann es sein, dass er einfach Angst hat, etwas falsch zu machen?

Habt ihr Kontakt zu Eltern mit Babys im selben Alter? Vielleicht hilft es ihm zu sehen, dass es anderen Vätern ähnlich geht, bzw. zu sehen, wie andere frisch gebackene Väter mit der Situation umgehen.

Mein Mann meinte, hätte unser Sohn nicht die erste Woche auf der Neugeborenenstation gelegen, wo quasi immer eine Schwester dabei war, wenn wir bei unserem Sohn waren, hätte er fürchterliche Angst gehabt, dieses kleine Wesen kaputt zu machen. Vielleicht ist das eins der Probleme deines Mannes.

Nur dass Männer das ganz selten zugeben würden.
gast.2379452
24. Jan 2017 20:30
Re: Väter Depressionen
Er hat 2 Kollegen im selben Alter wie er und auch die Kinder im selben Alter.

Und einen Kumpel mit Kind aber davon hat er sich distanziert. Das eigene Kind ist schon so anstrengend und belastend, da kann er das in Freundeskreis nicht gebrauchen.

Mit den beiden Kollegen tauscht er sich auch nur noch notdürftig aus.



Komischerweise ging es die ersten Wochen wirklich gut.. erst mit der Zeit ist es für ihn unerträglich geworden.



Ich habe nächste Woche ein Gespräch mit einer Bekannten die psychisch Kranke Menschen ambulant betreut.... Bin schon sehr gespannt.

Es ist sehr schwer. Wären heute Abend zusammen einkaufen aber ein Gespräch ist nicht möglich und mit den Gedanken ist er sonst wo gewesen....
Kerstin1811
25. Jan 2017 07:58
Re: Väter Depressionen
Das tut mir sehr leid für euch.

Ich drücke die Daumen, dass er schnell Hilfe bekommt und es dann wieder aufwärts geht.

Für Männer ist es sicher schon komisch. Auf einmal sind sie nicht mehr die wichtigste Person im Leben der Partnerin, sondern rücken auf Platz 2 zurück. Wenn das Baby was will, lässt man alles stehen und liegen, um sich zu kümmern. Das realisiert manch einer vielleicht erst so richtig nach ein paar Wochen.
gast.2379452
26. Jan 2017 05:59
Re: Väter Depressionen
Wie soll ich mit ihm umgehen?

Gestern Abend wollte ich ihn einfach mal so in Arm nehmen. Stoß er mich weg.
Sprechen tut er nur das nötigste.
Egal was ich Frage, es nervt total. Selbst Alltagsfragen. Wie war es ab der Arbeit? Oder übers Wetter?

Lust und Interesse an nichts
Kerstin1811
26. Jan 2017 09:18
Re: Väter Depressionen
Männer reden ohnehin weniger als Frauen und sind manchmal sowieso genervt, wenn frau reden möchte.

Ich würde ihm einen kurzen Brief schreiben, etwa 1 Seite, nicht mehr.

Da darf, finde ich, drinstehen,

- dass es auch für dich im Moment nicht leicht ist

- dass du gerne versuchen möchtest, für ihn da zu sein, aber du im Moment nicht einschätzen kannst, wann ihm Nähe gut tut oder es es zulassen kann

- dass du immer für ihn erreichbar bist, wenn er dich braucht, es aber gleichzeitig wichtig ist, dass er versteht, dass du euer Kind nicht einfach irgendwo ablegen und für ihn springen kannst

- einen konkreten Wunsch für euer aktuelles Zusammenleben äußerst, der allerdings erfüllbar sein sollte

So ein Wunsch kann zB sein, dass ihr einmal in der Woche etwas zusammen als Familie unternehmt. Etwas "banales" wie ein Spaziergang im Park/in der Stadt, und ihr geht anschließend zusammen einen Kaffee trinken.

Es ist ganz wichtig, dass du dabei äußerst, dass es auch dir mit der Situation nicht gut geht.

Es gibt die wertschätzende Kommunikation. Dabei sagt man, wie man sich selbst mit der Situation fühlt. Dann sagt man, welches Bedürfnis man hat. Und schließt mit einem (erfüllbaren) Wunsch.

Der Vorteil ist, dass man mit Bedacht kommuniziert, Vorwürfe gibt es dabei nicht. Daher fühlt sich der Gegenüber weniger angegriffen, was wiederum eine Lösung für alle wahrscheinlicher macht.

Es gibt leider keine Garantie, dass es auch wirklich funktioniert. Gerade Depressive reagieren oft ganz anders als erwartet. Sei also bitte nicht enttäuscht, wenn der Schuss nach hinten losgeht.

Grübelschleifen bei einer Depression sind nichts Rationales, was man mal eben erörtern und dann wegräumen kann. Die sind schlimmstenfalls immer da, und umso präsenter, je mehr man versucht, sie loszuwerden.

Was ich erst als Erleichterung empfunden habe, war gefühlsmäßig total leer zu sein und quasi rein mechanisch wie ein Roboter zu funktionieren. Bis ich innerlich durch diese kalte Leere fast erfroren bin. Umso omnipräsenter schlugen die Grübelschleifen zurück. Es ist schwer zu erklären.

Deswegen mein Vorschlag mit der wertschätzenden Kommunikation, weil darin kein Vorwurf verwendet wird.

Das kann so aussehen:

Ich fühle mich im Moment traurig ratlos und auch ein bisschen überfordert. Ich habe ein Bedürfnis nach Familie und Nähe. Daher wünsche ich mir, dass wir vielleicht einmal die Woche zusammen spazieren gehen und im Anschluss einen Kaffee zusammen trinken gehen. Wäre das möglich?
gast.2379452
26. Jan 2017 10:49
Re: Väter Depressionen
So ähnlich habe ich es schon Mal versucht zu sagen aber dir schriftlich Variante finde ich eine gute Idee ;)

Werde ich gleich in die Tat umsetzen.

Wobei ich jetzt schon davon ausgehen, das keine Reaktion con ihm darauf folgenden wird :(
Kerstin1811
26. Jan 2017 15:03
Re: Väter Depressionen
Vielleicht legst du ihm den Vrief an eine Stelle, wo er nach der Arbeit auf jeden Fall hingeht. Bei uns wäre das der Küchentisch.

Und dann wäre ich mit dem Baby zu der Zeit unterwegs, wenn er nach Hause kommt. Triff dich mit einer Freundin, geh deine Eltern besuchen, irgendwas. Dann kann er ohne Druck lesen.

Schreib auf jeden Fall drunter, wo du bist, damit er sich da keine Sorgen machen muss. Vielleicht tut ihm ein Abend allein mal ganz gut.
gast.2379452
27. Jan 2017 15:38
Re: Väter Depressionen
Ja der liebe Kühlschrank ;)

Es war ernüchternd.

Als wir nach Hause kamen nichts.... Ich habe dann später noch Mal nachgefragt, ob er ihn gelesen hätte. Antwort war Ja.

Ob er dazu was zu sagen habe?
Nein
Kerstin1811
27. Jan 2017 19:09
Re: Väter Depressionen
Sucht er denn selbst einen Therapieplatz?

Das ist ja so wirklich schlimm...

Wenn ich an deiner Stelle wäre:
Ich würde einen Termin bei einer Familienberatungsstelle vereinbaren. Das kann pro familia sein, die Diakonie, der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer,...

Hol dir dort Hilfe vor Ort. So ein Forum ist zwar ganz ok zum Austausch, aber ich denke, du brauchst Hilfe vor Ort. Jemanden, der dir bei euch direkt im Ort Möglichkeiten aufzeigen kann.

Leider haben psychische Erkrankungen das Potential, ganze Familien zu zerstören.

Auch Angehörige brauchen manchmal Hilfe. Das ist völlig ok.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft.
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