Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.

Die Sinne erwachen
Elternforum
gast.2484689
21. Okt 2016 16:52
Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
Hallo liebe Eltern,

mein Sohn ist bald 14 Wochen alt. Kurz zu mir, ich habe vor der Schwangerschaft Vollzeit im Drei-Schicht-System gearbeitet (jetzt 1 Jahr Elternzeit mit 65% Elterngeld) und der Papa arbeitet auch Vollzeit in einem "9 to 5 Job". Wir verdienen beide etwas über dem Durchschnitt. Demnächst bauen wir ein Haus.

Ich wollte noch nie die große Karriere machen, ich habe eine solide Ausbildung sowie noch zwei Zusatzausbildungen absolviert. Das reicht mir, also ich will bzw. muss nicht "weiter nach oben".
Ich habe kein Problem damit, jetzt beruflich zurück zu stecken zugunsten meines Kindes. Und ich würde sehr gerne nach dem Jahr Elternzeit auch nur mit einer halben Stelle weiter arbeiten, jedoch wird das finanziell (u.a. wegen dem Haus) nicht gehen, sodass ich mindestens mit einer Dreiviertelstelle (75%) wieder einsteigen muss. Das wird natürlich stressig, vor allem da auf eine Spät- oft auch eine Frühschicht folgt, sodass ich meinen Sohn manchmal vom Morgen des einen bis zum Nachmittag des anderen Tages nicht sehen kann. Zudem die Arbeit am Wochenende Samstags wie Sonntags.

Das war mir vorher bewusst, und wenn man nun mal bauen möchte und einen Kredit abzahlen muss, ist es nun einmal so und lässt sich nicht ändern. Aber das soll hier auch gar nicht diskutiert werden.

Jetzt fragt ihr euch, worauf will sie eigentlich hinaus. Anstoß zu diesem Text ist ein Zeitungsartikel, in dem stand dass drei Mütter aus Leipzig geklagt haben, da sie keinen Krippenplatz für ihre Kinder bekamen und daher erst einige Monate später wieder in den Job einsteigen konnten. Dabei wurde erwähnt, dass es mittlerweile weit über 700.000 Krippenplätze in Deutschland gibt und es vor ein paar Jahren nur ca. 450.000 waren.

Nun ja.... mittlerweile denke ich: ist es echt nötig, dass so viele Krippenplätze geschaffen werden, damit die Kinder in die Betreuung gehen damit die Eltern Vollzeit arbeiten gehen können? Möchten alle Eltern in Deutschland das: Vollzeit arbeiten, während ihre Kinder von 8 - 17 Uhr (nur als Beispiel) von anderen Personen betreut und erzogen werden?

Es soll hier nicht darum gehen, ob eine KiTa gut oder schlecht fürs Kind ist. Bitte nicht wieder diese Diskussion :lol:

Also ich bin ehrlich und sage, ich möchte nicht Vollzeit arbeiten und mein Kind woanders betreuen lassen, ich möchte am liebsten auch nicht 75% arbeiten. Ich möchte aber auch nicht zu 100% Hausfrau sein; ich würde mir echt wünschen dass mir finanziell eine 25% oder 50% Stelle ausreichen würde. ICH möchte mein Kind erziehen. Ich weiß aber, dass es in ca. 9 Monaten die Oma und die Erzieherinnen in der KiTa zum allergrößten Teil tun werden. :? Mein Sohn schläft gerade seit fast 2 Stunden bei mir im Tragetuch und ich genieße es so sehr und gleichzeitig denke ich, dass ich ihm das nicht allzu oft gönnen darf, weil er ja lernen muss alleine im Bett zu schlafen, denn wenn ich wieder arbeiten muss werden die Erzieherinnen ihn ja wohl kaum ins Tuch packen!

(Bitte denkt jetzt nicht so etwas wie: tja, selbst Schuld, dann baut doch kein teures Haus. Baugrund ist da, wo wir wohnen, sehr günstig, und wir würden fast das doppelte an Geld ausgeben, wenn wir 30 Jahre zur Miete wohnen.).

Ich glaube auch nicht, dass ich die einzige bin, die so denkt. Frauen mussten lange dafür kämpfen, beruflich so weit zu kommen wie heute, und nun kommt eine daher, die es sich wieder etwas traditioneller wünscht? Trotzdem denke ich, dass ich damit nicht alleine dastehe.

Ich finde es allgemein ja toll, dass der Staat Familien so unterstützt, dass alle schnell wieder arbeiten gehen können; gleichzeitig finde ich es doch schade, dass man so schnell wie möglich wieder zurück in seinen Beruf muss, damit man noch mithalten kann, dass man meistens auch Vollzeit arbeiten muss, damit die Karriere keinen Schaden nimmt, dass viele Jobs so stressig sind, dass einige dann abends auch nicht mehr so viel Kraft für ihre Kinder haben und die Energie dann manchmal auch nicht mehr für die Beziehung reicht.

Hut ab vor allen, die es dennoch schaffen, jeden Abend ein ausgewogenes, selbstgekochtes Essen mit der ganzen Familie zu essen und über den Tag zu sprechen.

Gibt es hier in diesem Forum noch jemanden, der es auch besser finden würde, wenn Familien, die ihre Wochenarbeitszeit zugunsten der Kinder reduzieren, subventioniert würden, anstatt alles dafür zu tun, dass die Kids fremdbetreut werden?
gast.2484689
21. Okt 2016 16:55
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
P.S.
Ich weiß selber, dass es Meckern auf hohem Niveau ist. Ich würde mich freuen, wenn man hier dennoch ganz sachlich darüber reden könnte....
gast.1978763
22. Okt 2016 04:19
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
Ich sehe es grundsätzlich auch so ABER wir beschweren uns da tatsächlich auf hohem Niveau. Unsere Eltern beispielsweise haben überhaupt kein Elterngeld bekommen, da musste der Mann alles alleine stemmen, wenn die Mutter bei den Kindern bleiben wollte.
Insofern sind wir schonmal viel besser dran.
Dann hat der Staat ja durch dieses Elterngeld plus versucht, Eltern zu ermöglichen, länger zu Hause zu bleiben und dabei Teilzeit zu arbeiten. Das ist ja im Prinzip genau das, was du dir wünschst. Inwieweit sich das rechnet weiß ich nicht, da habe ich mich nicht mit befasst.
Der Rechtsanspruch auf den Kindergartenplatz ist ebenfalls super. Der Hintergrund dafür ist ja auch eigentlich, dass die Kinder ein Recht auf frühkindliche Bildung haben und NICHT, dass die Eltern früher wieder arbeiten können. Das ist "nur" der positive Nebeneffekt. Deshalb wurde ja so lange diskutiert, ob diese drei Mütter überhaupt Anspruch auf Lohnersatz haben, denn strenggenommen ist ja den Kindern ein Schaden entstanden.
Schwieriges Thema das Ganze.
Ich stimme dir in jedem Fall zu, dass die allermeisten Menschen - egal ob sie Kinder haben oder nicht - eigentlich zu viel arbeiten und zu wenig leben.
Ich würde auch am liebsten nur Teilzeit arbeiten und mehr Zeit für meine Kinder haben, geht aber leider nicht. Von daher bin ich froh, dass wir für die Kinder Kindergartenplatz haben. Auch, wenn ich es mir natürlich eigentlich wünschen würde, sie nicht so lange abgeben zu müssen.
Der Staat versucht also schon das ein oder andere, ganz zufrieden stellt das sicher noch keinen, aber immerhin.
gast.2484689
22. Okt 2016 10:07
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
Hallo,

ja, unsere Eltern hatten das alles nicht, das stimmt... aber irgendwie war es meinem Vater als Alleinverdiener mit Durchschnittsgehalt und 40-Std-Woche möglich, drei Kinder und seine Frau zu ernähren, ein Haus zu bauen und jedes Jahr mit der Familie in den Urlaub zu fahren.

Aber das war vor 20 - 30 Jahren. "Heute" ist das unmöglich. Und überall, egal ob Zeitung, TV, Foren.... liest man von der Schwierigkeit und dem Spagat, Familie & Beruf zu vereinen. Ich finde es schade wie sich das alles entwickelt hat. Aber nun ja, so ist es eben.
Luthia-Mae
22. Okt 2016 10:59
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
Du sprichst mir aus der Seele liebe Kim :)

Ich würde auch supergern mein Kind selbst erziehen, mein Wunsch war immer dass meine Kids ab frühestens 3 Jahren in den Kiga gehen, das ist vollkommen ausreichend um zu "lernen". Nina ich wusste gar nicht dass der Ursprungsgedanke "frühkindliche Bildung" ist und find ich ehrlich gesagt ziemlich witzig :D Ist ja nicht so dass mein Kind zuhause nur vor den Fernseher geparkt wird und die Kindes-Entwicklung bei den Eltern im Standby-Modus steht :lol:

Ob ich Kiga mit 3 Jahren wirklich umsetzen kann ist sehr fraglich. Auf Dauer können wir uns ein Gehalt einfach nicht leisten, wir planen auch Hausbau oder Hauskauf. Ich hab das Elterngeld plus und arbeite auf 450 Euro Basis dazu (selbstverständlich wird je nach Zuverdienst anteilig mehr EG einbehalten statt dass das Engagement im Job zu bleiben gewürdigt wird). Ich hab nen super Chef bei dem ich mein Baby mitnehmen kann, kann kommen und gehen wann ich will, stillen etc.

Mein Mann und ich kommen so jetzt gerade über die Runden, alles über dem Alltag geht auf unsere Reserven. Das es unsere Eltern früher schwerer hatten würde ich nicht sagen, meine Mom blieb für uns zuhause und es fehlte an nichts, früher war alles günstiger, der Vater war der Verdiener, die Mutter die Hausfrau, das ist nun den wenigsten finanziell möglich.

Ich hab geplant, dass ich nach ca einem Jahr in Teilzeit arbeiten werde an 2 Tagen die Woche, dann geht der Zwockel zur Oma. Würde ich ihn in eine Kita geben, müsste ich 5 Tage die Woche zahlen, selbst wenn ich ihn nur an festgesetzten 2 Tagen in der Woche abgebe, da lohnt es sich kaum zu arbeiten.

Ich verstehe den Staat schon irgendwie, wer nicht arbeitet bekommt auch weniger Geld, aber böse gesagt bringen wir kleine künftige Rentenzahler in die Welt und leisten unseren Beitrag an den Staat, würde ich kinderlos bleiben könnten mein Partner und ich bestens verdienen, wir hätten weder jetzt noch im Alter finanzielle Sorgen. :roll:
Rumkugel3
22. Okt 2016 19:58
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
Auch mir sprichst du aus der Seele. Obwohl ich es weniger als meckern, sondern mehr als Herzenswunsch empfinde.
Meine Eltern bekamen Geld vom Staat, für das erste Kind jedoch nur die ersten 6. Monate und danach mußte man wieder arbeiten gehen und das Kind kam in die Krippe.

Ich persönlich finde das Thema schwierig. Ich wünsche mir ebenfalls nicht mehr Voll-, sondern Teilzeit arbeiten gehen zu können. Aber auch wir haben ein Haus und müssen sehen das wir unsere Rechnungen zahlen können. In dem Fall muß man sich wohl entscheiden, entweder oder.
Der Staat sieht es meiner Meinung nach bißchen anders. Zum Einen sollen mehr Kinder geboren werden, daher natürlich Elterngeld oder auch (je nach Bundesland) die unterschiedliche Kostenübernahme der Krippen/Kindergartenplätze. Der Staat sorgt dafür das dein kind betreut wird und du arbeiten gehen kannst. Es ist (meiner Empfindung nach) nicht vorgesehen das du weniger arbeitest. Der Staat will ja auch seine Kosten decken. Bei uns gibt es sogar einen Kindergarten der bis 21.00 Uhr geöffnet hat.
Ich würde mein Kind nicht dorthin bringen.
Uns Müttern wird ja geholfen, durch flexiblere Betreuungsmöglichkeiten. Ich bin aber auch der Meinung das es mehr Möglichkeiten bzw. flexiblere Arbeitgeber geben müßte. Ich selbst arbeite auch in Schichten, mein Arbeitgeber interessiert sich auch nicht für Muttischichten, daher suche ich mir jetzt einen anderen Job, so nebenbei. Und dann gleich mit weniger Stunden.
Ich persönlich denke auch nicht wirklich das man wirklich gute staatl. Unterstützung bekommt. Denkt doch mal an all die, die gerade mal den Mindestlohn bekommen bzw. bis vor zwei Jahren noch nicht mal den Mindestlohn. Und dann rechnet euch doch mal aus was die an Elterngeld mit nach Hause nehmen. Das ist doch lächerlich. Oder all die Mütter die zwei jahre zu Hause bleiben. Auch da wird das Elterngeld in den letzten Monaten nur halb gezahlt wegen Splitting usw.
Ich finde wenn schon mehr Kinder geboren werden sollen, dann sollte auch da mehr Unterstützung kommen. Theoretisch hat man da keine Wahl, sondern einfach nur Glück ob man vorher gut verdient hat oder nicht. Das ist schade.

Mein Sohn wäre so oder so mit einem Jahr in die Krippe gekommen, egal ob ich arbeiten gehe oder noch Elternzeit genommen hätte. Ganz einfach aus fördernden und sozialen Gründen. Ihr könnt es in etlichen anderen Threads durchlesen. ;) Daher sehe ich die Betreuung dort weniger Möglichkeit "wieder arbeiten zu gehen". Eltern die nicht arbeiten gehen haben ja auch nicht immer oder nur teilweise Anspruch auf einen Kitaplatz. Und obwohl es wohl so viele Betreuungsmöglichkeiten gibt, liest man dennoch immer wieder das MÜtter keinen Kitaplatz bekommen. Je nach Bundesland ist das ganz unterschiedlich. In manchen Bundesländern kriegt man erst einen Platz wenn das Kind zwei Jahre alt ist. Das heißt man wird theoretisch gezwungen zu Hause zu bleiben oder sich anderweitig zu kümmern. Woanders gibt es einfach zu wenige Plätze oder aber gar keine Trennung zwischen Krippe und Kindergarten, sondern da laufen alle Kinder von 1-6 Jahren in einer Gruppe umher. Natürlich wollen das viele Eltern nicht und suchen sich dann lieber Tagesmütter, wovon es dann wiederum zu wenig geibt.
Ich glaube es sollten nicht einfach nur Plätze geschaffen werden, sondern sich das System an sich solte geändert werden.
Dazu würde ich es begrüßen wenn man auch auf dem Arbeitsmarkt eine Chance bekommt oder auch gerne eine "Sonderbehandlung". So wie z.B. Studenten oder Mini-Jobber. Auch da gelten doch andere Regelungen. In der Pflege ist es z.B. so das du keine Nachtschicht machen mußt bis dein Kind 12. Jahre alt ist. Dein Arbeitgeber darf dich also nicht dazu verpflichten oder zwingen. Dennoch, wenn die Spätschicht bis 20.00 oder 21.00 Uhr geht, wer kümmt sich dann um ein 1'jähriges Kind? Achso, da gibts ja diesen einen Kindergarten. ;)
Also auch da bin ich der Meinung sollte sich was ändern. Schließlich werden Schwangere doch auch geschützt, keine Feiertagsarbeit, keine Sonntage und spätestens bis 20.00 Uhr. Warum also nicht auch später die Mütter?
Obwohl es etliche Diskussionen und Umfragen zu dem Thema gibt: Eltern hätten gerne mehr Zeit für ihre Kinde. Und die ANtwort darauf war: Wir brauchen flexiblere Betreuungsmöglichkeiten. :roll:
Nein, brauchen wir nicht. Das ist der falsche Weg. Und da das keiner erkennt oder erkennen will denke ich mir immer, es ist einfach nicht gewünscht.
Dabei gibt es so viele europäische Länder die ein ganz tolles Familiensystem haben und dieses umsetzen. Warum wird sowas nicht auch bei uns probiert?
Für mich irgendwie unverständlich. :|
Kerstin1811
22. Okt 2016 23:30
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
Ich kann das gut verstehen, das ist einer der Gründe, warum ich spät das erste Kind bekommen habe. Ich wollte erstmal im Beruf Fuß gefasst haben.

Das hat dann nichtmal geklappt, ich bin durch einen Spirtunfall vor 5 Jahren berufsunfähig erkrankt, wie das so nett heißt.

Weil ich privat vorgesorgt habe, beziehe ich eine private Rente. Deswegen muss ich nicht zwingend arbeiten, aber ich möchte es.

Ich gehöre damit zu den Müttern, die bei der Vergabe von Kitaplätzen unterste Priorität haben. Das finde ich für meinen Sohn ziemlich unfair, denn der kann nichts dafür.

Ab August 2018 könnte ich evtl Teilzeit arbeiten. Wenn ich aber keinen Kitaplatz habe, kann ich das höchstwahrscheinlich vergessen.

Ich finde, da läuft es in Frankreich wesentlich besser mit der Kinderbetreuung.
gast.2484689
23. Okt 2016 00:33
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
Danke für eure schön geschriebenen Beiträge, es ist interessant zu lesen und ich finde es gut zu wissen, dass es auch anderen so geht wie mir.

Ja zum Thema "flexiblere Arbeits- bzw. Betreuungszeiten".... es ist schon echt schwierig und die Arbeitgeber müssten da viel mehr tun. Aber es kommt auch auf die Branche an. Meine Frühschicht zum Beispiel beginnt um 6.15 Uhr, und nähmen wir einmal an, mein Arbeitgeber wäre flexibel und würde eine Betreuung ab 6 Uhr einrichten.... dann müsste ich meinen zu dem Zeitpunkt gerade einjährigen Sohn um 5 Uhr aus seinen süßen Träumen reißen, ins kalte Auto setzen und ihn dann mit zur Arbeit nehmen. Also da hört es für mich dann auch auf, das ist nicht kindgerecht. Also da könnte mein Arbeitgeber dann noch so flexibel sein, das würde ich dann auch nicht wollen!

Ich habe da mal von einem Fall in der Gegend gehört, wo eine alleinerziehende Mutter leider keine Wahl hatte und ihren einjährigen Sohn morgens schlafend ins Auto gesetzt hat und zur Tagesmutter gebracht hat wenn sie Frühschicht hatte und wenn sie Spätschicht hatte, hat sie ihn um 21.30 Uhr wieder abgeholt. Da hat er schon geschlafen und wurde wieder wach gemacht. Das ist Stress fürs Kind. Dem ging es damit gar nicht gut. Also da kann man auf der einen Seite stolz sein auf die flexible Betreuung die es ihr ermöglicht, zu arbeiten, aber auf der anderen Seite steht dann das unglückliche Kind. :(

Das hat dann mit frühkindlicher Bildung auch nichts mehr zu tun.
gast.2484689
23. Okt 2016 00:34
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
An Kerstin: wie genau läuft es in Frankreich?
gast.2484689
23. Okt 2016 00:53
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
An Rumkugel: ich finde auch, dass es der falsche Weg ist. Ich glaube, viele Probleme, die es "heutzutage" so gibt, sind hausgemacht. Man muss sich doch nur mal einige Umfragen durchlesen. Zum Beispiel zur Medienerziehung: die meisten Eltern wissen gar nicht, was ihre Kinder für Internetseiten besuchen. Wie lange sie surfen. Und und und. Viele kommen abends gestresst vom Job nach Hause und sind einfach nur froh wenn es keine Konflikte gibt, also wird den Kindern viel erlaubt. Denn dann ist ja Ruhe.

Oder das große Thema Schule. Also meine Mutter (Hausfrau) hat sich noch mit mir hingesetzt und mich abgefragt und mir geholfen. Wenn ich später um 22 Uhr von der Arbeit komme kann ich meinen Sohn schlecht fragen was er aufhatte und ob er alles verstanden hat. Es wird immer mehr auf die Lehrer abgewälzt. 

Oder Übergewicht bei Kindern: frisches, ausgewogenes, selbstgekochtes Essen, das die ganze Familie zusammen isst? Wann denn? Wenn die Eltern arbeiten sind stopfen sich die Kids dann auch einfach etwas rein, weil sie nach der Schule erst einmal Hunger haben und nix Warmes auf dem Tisch steht.

Also das sind wahrscheinlich alles Extremfälle, die von den Medien auch aufgebauscht werden - aber vom Gefühl her nehmen diese Probleme zu. Daher wäre es echt schöner und die Kinder hätten mehr davon, wenn die Eltern es sich leisten könnten mit reduzierter Stundenzahl zu arbeiten.
Rumkugel3
23. Okt 2016 09:48
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
@ Kim

Nee, nee. Mit dem flexiblen Arbeitgeber meinte ich nicht das du deinen Kleinen morgens um sechs mit zur Arbeit nimmst (da habe ich mich vielleicht bißchen falsch ausgedrückt), sondern das da z.B. überlegt wird das deine Arbeit dann eben erst gegen acht oder neun beginnt. Ich weiß das das z.B. in der Pflege schwer zu realisieren ist, da gerade morgens und abends Leute zum waschen usw. gebraucht werden, aber auch da sollte man sich dann eben ein "System" überlegen. Vielleicht das der Papa in der Woche das Kind in die Krippe bringt. Es sollte einfach überdacht und auch diese typischen "Muttischichten" angeboten werden. Bei uns in der Krippe gibt es auch Kinder die schon um 06.30 Uhr dort sitzen, aber das erfolgt nur nach Genehmigung vom Jugendamt.
Für die Kinder ist das einfach nur ein sehr langer Tag. Und wenn ich dann daran denke das man als Elternteil vielleicht auch noch am Wochenende arbeiten muß...., dann sieht man seine Kinder fast gar nicht mehr. :cry:

Meiner Meinung nach sollte einfach auch mal überdacht werden ob die Gesellschaft nicht allgemein etwas "entstreßt" werden könnte? Ich meine ist es notwendig das ich Sonntags einkaufen fahren kann? Muß ich abends/nachts noch meine Telefongesellschaft behelligen und anschreien wegen einer Störung, die abends um 23.00 Uhr sowieso nicht mehr behoben wird? Oder an Feiertagen wie Weihnachten? Muß ich zu solchen Zeiten noch irgendwelche telefonischen Bestellungen abgeben?
Warum muß man heutzutage rund um die Uhr erreichbar sein? Es gibt immer Berufe die wirklich rund um die Uhr arbeiten müssen (Polizei, Krankenhäuser, Pflegeheime, soziale Einrichtungen wie Kinderheime usw.), aber ich muß doch nicht jeden Berufszweig dorthin drängen. Und wieso müssen alle Sachen immer sofort erledigt werden.
Ich habe immer den Vergleich mit Schweden. Ja, dort sind die Läden jeden Tag bis 22.00 Uhr geöffnet, ABER die haben auch eine andere Familienpolitik. UND die Leute dort machen sich so gar keinen Streß. Wenn ich eine Hüft-OP brauche, dann muß ich eben mal ein halbes Jahr warten. Wenn ich meinen Zaun gestrichen haben will, dann warte ich auch mal ein Jahr oder 1 1/2 Jahre. Die sind da total entspannt. Und in der Arbeitszeit wird auch mal geklönt oder etwas ruhiger gemacht. Die reißen sich nicht acht Stunden jeden Tag auseinander um alles so schnell wie möglich zu schaffen. Nein, es dauert eben so lange wie es dauert. Und das stört da keinen. Ganz im Gegenteil, dann wird da mit dem Maurer erstmal Frühstück gegessen und erzählt.
Wieso müssen wir uns also dann heutzutage selbst so fertig machen? Es muß immer mehr und immer schneller sein.

Kim, ich stimme dir zu. Gerade wenn die Kinder ein Alter haben wo man sie auch mal nachmittags allein lassen kann. Ich persönlich kenne es auch nicht anders. Meine Vater auf Montage, meine Mutter hat lange gearbeitet. Mit meinen Geschwistern war ich allein zu Hause. Wir haben selbst gekocht (gut, der Vorteil davon ist das ich jetzt sehr gut kochen kann ;) ) und mußten den Haushalt machen, allein lernen usw. Natürlich gabs da auch Zank und Streit. Abends wenn meine Mutter kam, dann war das Essen fertig. Aber es erfolgte keine Kontrolle ob wir gelernt haben oder was wir gemacht haben. Nicht immer. Gefragt hat sie schon manchmal, aber an manchen Tagen war sie so müde. Dann hat sie sogar nachts noch von zu hause aus weiter gearbeitet. Und ich gebe zu, ich war keine Musterschülerin. Im Gegenteil, ich hab oft Unsinn gemacht. :oops: Meiner Meinung nach normal, wenn man keine Kontrolle als Kind/Jugendlicher bekommt.
Aber auch bei uns gab es mal eine kurze Zeit in der meine Mutter zu Hause war. Ich habs genossen das das Essen auf dem Tisch stand oder sie mit mir gelernt hat. Es war plötzlich viel einfacher, meine Noten waren auch besser.
Aber ich glaube wer selbst keine Kinder hat, der kann das nicht nachvollziehen.

Heutzutage wird zwar viel auf die Lehrer abgewälzt, aber ich muß leider sagen das viele davon schon zu meiner Zeit nichts getaugt haben. Ich glaube heutzutage ist es nicht wirklich besser geworden, eher im Gegenteil. Wenn ich so mitbekomme wie viele Freistunden die Kiddies haben, weil keine Lehrer da sind. Oder das immer Lehrer gesucht werden, weil keiner Lehrer werden will. Zu wenig Geld und zu anstrengend. :roll:
Aber was soll aus den Kindern werden? Kein Wunder das die alle verblöden. Und dann immer diese Experimente was das beste Schulsystem ist. 12 oder 13 Jahre Gymnasium? Sollen alle bis zur 6. Klasse auf eine Schule und dann getrennt werden oder schon ab der ersten Klassen selektieren? Was sollen wir lehren?
Ich begrüße einige neue Systeme, auch da gibts europäische Länder die uns weit voraus sind. Zudem sollte man mal die Themen überarbeiten und bißchen lebensnaher unterrichten.
Wir durften uns zu unseren Abiturvorbereitungen anhören das wir uns selbst vorbereiten sollen, unsere Lehrerin die dies äußerte sah nicht ein sich mit uns hinzusetzen, wenn andere Lehrer eine Freistunde haben, weil sie keinen Prüfling in dem Fach hätten, aber trotzdem volles Gehalt bekämen. Nun ja, wenigstens haben wir die Unterlagen zum Kopieren bekommen.
Und dann ist man als Elternteil nicht zu Hause um sein Kind zu unterstützen. :|

Kinderlose verstehen einfach nicht das man sich selbst um sein Kind kümmern möchte und es nicht in sämtliche Betreuungen schieben will. Statt so eine Möglichkeit zu schaffen wird alles auf den Kopf gestellt um das Kind irgendwie betreuen zu lassen. Ich weiß nicht warum. Letztendlich geht es wohl einfach nur ums Geld, mehr Arbeitsplätze. Die Eltern gehen arbeiten UND es wird ein weiterer Arbeitsplatz in Betreuung geschaffen. Ist doch toll. :(

Mich würde auch mal interessieren wie es in Frankreich läuft. Ich weiß aus der Verwandschaft nur das die Leute dort ebenfalls sehr entspannt sind und dort die Weisheit gilt und auch umgesetzt wird: Sie arbeiten um zu leben, während die Deutschen leben um zu arbeiten. :?
gast.2484689
23. Okt 2016 10:25
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
Ja, das wäre super, wenn die Arbeitszeiten an die Lebenssituation angepasst werden könnten!!! Absolut richtig. Aber wie du schon sagst, in einigen Bereichen ist das fast unmöglich. Dein Beispiel mit Schweden kann ich nur bestätigen. Ein Bekannter von mir muss ab und zu beruflich dorthin. Nach dem ersten Mal war er ganz begeistert wie entspannt es dort zuging. Er sagte irgendwann klingelte da mal eine Glocke, und er hat sich gewundert was das bedeutet und dann steckte die dortige Chefin den Kopf in sein Büro mit den Worten "Kaffeepause!". Da hat erst einmal die ganze Abteilung geklönt. Total schön / familiär. Und das ging drei Mal am Tag so ;-)

Auch was die Entschleunigung betrifft denke ich genauso wie du. Vor Jahren habe ich bereits einen Artikel gelesen dass man ausgerechnet hat: wenn jeder nur noch die Hälfte arbeiten würde, gäbe es trotzdem genug Lebensmittel und sämtliche Produkte für den täglichen Bedarf. Ein Drei-Schicht-System ist in den allermeisten Firmen also eigentlich überhaupt nicht nötig..... und so wird echt viel weggeschmissen, weil es ein Überangebot an allem gibt.

Und ganz richtig: warum muss alles immer schneller gehen? Warum muss man alle Wünsche sofort erfüllt kriegen? Die Vorfreude ist doch die schönste Freude, aber "warten" und sich auf etwas freuen, sodass es dann noch einen besonderen Wert hat, das ist echt selten geworden. So ist jedenfalls mein Empfinden.

Aber da könnte man endlos drüber grübeln und die Entwicklung geht ja doch in die falsche Richtung. Einen "Schritt zurück" machen nur die Leute, die durch den ganzen Stress bereits krank geworden sind.
Kerstin1811
24. Okt 2016 00:18
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
In Frankreich gibt es betriebliche Kitas. Wenn dein Kind dort ein Problem hat, kannst du hin.

Das löst dein Schichtproblem zwar nicht, aber wenigstens gibt es für jedes Kind einen Betreuungsplatz.
gast.2278842
24. Okt 2016 17:38
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
Hallo,
Ich habe jetzt nicht alles gelesen ;)
Ich verstehe aber genau was du meinst.
Ich habe mich bewusst für unser Kind entschieden obwohl ich nur einen befristeten Job hatte und mir dann im nächsten Jahr etwas neues suchen muss. Allerdings gaben keinerlei Garantie das diese Stelle entfristet wird.
Wir sanieren bei uns im Ort ein Haus. Die Stadt der wir angehören ist klein und nur Leute die neben unseren Kindergarten Bauplatz kaufen und bauen bekommen bevorzugt im Ort einen Krippenplatz (genauso blöd) gut wir haben aufgehört uns darüber zu ärgern. Wir müssen unser Kind nun mit dem Auto in die Krippe schaffen in die Stadt.
Ich würde auch gern länger daheim bleiben was natürlich nicht geht. Auch wenn mein Partner gut verdient für die Region wo wir leben muss dennoch wie du sagst ein Kredit bezahlt werden, Autos, Lebensmittel, Versicherung, Strom etc. Die Liste ist da ja ewig erweiterbar.
Wir leben nicht auf großen Fuß und sind auch so zufrieden mit dem was wir haben.
Dennoch fragt man sich doch manchmal wie es andere denn schaffen ohne das einer der Partner überdurchschnittlich verdient trotzdem 3 Jahre zu Hause zu bleiben.
Wir versuchen schon viel zu sparen und gucken und wägen ab. Gerade bei Ausgaben fürs Haus. Das wirst du ja dann bald sehen. Das sind summen da muss man manchmal schon schlucken. Allerdings weiß man ja für was man macht. Wir wohnen aber auch in einer günstigen Gegend. Da war die Anschaffung schon vergleichsweise günstig.
Ja es wäre schön nen man weniger Stunden gehen könnte, leider ist das nicht machbar und wir müssen den Zwerg in die Krippe geben.

Achso. Ich trage ihn auch viel und wir schlafen im familienbett.. Damit wir auch schlafen können.
Die Krippenleiterin hat mir gesagt ich soll meinem Kind nichts antrainieren was für uns nicht funktioniert. Im krippenalltag mit den anderen Kindern wäre alles wieder anders und die kleinen gewöhnen sich daran.
Mach dir also bitte keinen stress und henieße die Zeit die du hast. Sie ist so schnell vorbei. Mein Schatz wird schon 7 Monate und wir wissen nicht wo die Zeit hin ist.

Liebe grüße
Sarah und Clemens :)
gast.2484689
24. Okt 2016 18:50
Re: Könnte der Staat das nicht anders regeln? ;) Vorsicht.... sehr lang.
Danke Sarah, besonders der letzte Teil tat mir gerade echt gut zu lesen, also das, was die Krippenleiterin gesagt hat. Dann kann ich meinen Schatz ja doch beruhigter tragen. Ja ich kann es kaum glauben, ich hab damals als ich schwanger war schon manchmal bei euch mitgelesen. 7 Monate soll das schon her sein? ;) Das geht sooo schnell. Wahnsinn.
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